Nach Jahren heftiger Querelen mit Betriebsrat und Gewerkschaft sieht sich die Austrian Airlines mit der Einigung auf einen neuen Kollektivvertrag am Punkt eines echten Neustarts. Die Lufthansa-Tochter übernimmt dabei eine spannende Rolle innerhalb des Konzerns. Konkret wird jetzt ein Konzept für ein neues "Europa-Produkt" gegen die stark wachsenden Billig-Airlines aus der Schublade geholt. Damit gehen auch eine Flottenerneuerung und ein neuer Markenauftritt einher. Die AUA als Qualitätsairline am Drehkreuz Wien zu stärken, sei dem seit Sommer amtierenden Lufthansa-Chef Carsten Spohr ein persönliches Anliegen, sagte AUA-Boss Jaan Albrecht am Mittwochvormittag. Die Summe, die die AUA mit Hilfe der Lufthansa in den nächsten Jahren für ihren "Neustart" in die Hand nehmen will, ist sogar viel größer als bisher angenommen. Insgesamt ist rund eine Milliarde Euro für Investitionen vorgesehen, verkündete Albrecht. Dafür gab es in der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Dienstagabend in Frankfurt grundsätzlich grünes Licht, nachdem Albrecht das neue KV-Paket präsentiert hatte.

Alle seien sehr erleichtert über das Ende des Konflikts, so Albrecht. Der Weg, den die AUA nun einschlage, sei von allen Varianten die beste. Die umstrittene Zwangsverfrachtung des gesamten fliegenden AUA-Personals in die billigere Tyrolean vor gut zwei Jahren verteidigte Albrecht als Ausweichmanöver kurz vor der Pleite vor knapp drei Jahren: "Wir haben der AUA damit zweieinhalb Jahre Leben geschenkt."

Details aus dem neuen Kollektivvertrag, der ab 1. Dezember gelten soll, verrät Chefverhandler und Tyrolean-Geschäftsführer Klaus Froese noch nicht. Einmal, um dem Betriebsrat die Chance zu geben, die Mitarbeiter umfassend zu informieren. Zudem sei man auf der letzten Meile, bis Ende Oktober weitere Details zu regeln.

Der gesamte Flugbetrieb wird jedenfalls mit März 2015 in die AUA überführt. Tyrolean dürfte als eigene Marke verschwinden, das Unternehmen wird voraussichtlich mit der AUA verschmolzen. Der Technikstandort Innsbruck für die Wartung der Dash-Flieger soll aber sogar wachsen. Der Kollektivvertrag eint künftig alle 900 Piloten und 2300 Flugbegleiter der AUA. Es gibt Sonderabfertigungen, mit denen auch der Lohnentgang bei den AUA-Mitarbeitern der vergangenen zwei Jahre abgegolten wird. Was die Neuregelung von Gehältern, Arbeitszeiten, Pensionen und Karrieremodellen und die damit einhergehende Befreiung von sämtlichen Altlasten kostet, darüber schweigt der Vorstand eisern. Man fliege aber billiger als bisher - man werde mehr arbeiten und weniger verdienen - und liege damit im Konzernvergleich sehr gut. Die AUA stemme die Kosten selbst, erklärte Finanzchef Heinz Lachinger. Das Ziel, zum Jahresende schwarze Zahlen zu schreiben, gelte noch. "Mal sehen, ob uns das gelingt."