Auch nach der sechsten Runde der Lohnverhandlungen für die Fahrradboten und Essenszusteller ist keine Einigung in Sicht, es droht ein weiterer Streik. Während die Gewerkschaft den Arbeitgebern vorwirft, nicht einmal die Inflation abgelten zu wollen und auch bessere Arbeitsbedingungen fordert, spricht der zuständige Fachverband Güterbeförderung in der Wirtschaftskammer von „realitätsfernen Forderungen“ und einer „fehlgeleiteten Symbolpolitik“ der Gewerkschaft.

Statt konstruktiv zu verhandeln, drohe die Gewerkschaft mit Streik und weiteren Kampfmaßnahmen, heißt es aus der Wirtschaftskammer. Die geforderte Erhöhung der KV-Löhne um 8,7 Prozent sei überzogen und blende die wirtschaftliche Realität aus - die von der Arbeitgeberseite angebotene Erhöhung um 5,8 Prozent stelle „das Maximalangebot“ dar.

„Gewerkschaft betreibt Symbolpolitik“

Katarina Pokorny, Mitglied des KV-Verhandlungsteams und Berufsgruppensprecherin der Fahrradboten im Fachverband Güterbeförderung, wirft der Gewerkschaft vor, sich in ihrer Argumentation nur auf zwei große Essenszusteller-Unternehmen - Lieferando und foodora - zu stützen. „Kleine Unternehmen unserer Branche sind die Leidtragenden dieser realitätsfernen Position der Gewerkschaft. Anstatt sich für die Interessen aller einzusetzen, betreibt die Gewerkschaft lieber fehlgeleitete Symbolpolitik“.

„Schließung vieler Betriebe droht“

Die von der Gewerkschaft verlangte Anhebung der KV-Löhne würde zur Schließung vieler Betriebe führen, Hunderte Arbeitsplätze wären gefährdet, warnt Pokorny und verweist auf den Gastronomie-KV, wo man sich auf 6 Prozent Erhöhung, weitere 2 Prozent im Herbst und eine Anpassung von einem Prozent über der rollierenden Inflation im nächsten Jahr geeinigt habe. „Während die Gewerkschaft bei den KV-Verhandlungen der Gastronomie einlenkt, wird bei den Fahrradboten weiterhin blockiert. Wirtschaftliche Realitäten sind auch in der Fahrradboten-Branche anzuerkennen. Mehr als unser Angebot können wir nicht liefern“, appelliert Fahrradboten-KV-Chefverhandler Christian Freitag. Bei beiden Kollektivverträgen handle es sich um Branchen, in denen üblicherweise Trinkgeld gegeben wird, die normalerweise lohn- und einkommensteuerfrei seien.

In die Verlängerung geht auch die Frühjahrslohnrunde der Industrie, wobei die neuen Löhne und Gehälter mit 1. Mai angehoben werden sollen. Offen ist die Papierindustrie mit 8000 Beschäftigten, hier blieben bisher drei Gesprächsrunden ohne Ergebnis, die nächste Verhandlungsrunde ist am 7. Mai.

Auch in Chemiebranche keine Einigung

Offen ist auch noch eine Einigung für die 50.000 Beschäftigten der chemischen Industrie, hier lag das Arbeitgeber-Angebot zuletzt bei 4,1 Prozent, mokieren die Gewerkschaften PRO-GE und GPA. Am 6. Mai wird weiter gefeilscht. In der Textilindustrie (7.500 Beschäftigte) waren bisher zwei Verhandlungsrunden ohne Ergebnis, am 8. Mai treffen sich die Sozialpartner erneut.

Ganz am Anfang steht die Glasindustrie, hier treffen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer heuer zum ersten Mal am 7. Mai, der neue KV soll dann mit 1. Juni in Kraft treten.