Von einem „Herzensthema, das immer mehr auch unsere Arbeitswelt betrifft“, spricht Simon Reindl. Der erfahrene Mental-Health-Trainer erörtert beim WirtschaftsTalk der Kleinen Zeitung im Grazer „Goldkost“ Zusammenhänge, Hintergründe und Lösungsansätze im Geflecht zwischen mentaler Gesundheit, Produktivität und Wohlbefinden. Er sehe seine Aufgabe insbesondere auch darin, „Menschen dabei zu unterstützen, „ihre Fähigkeiten und vollen Potenziale auszuschöpfen. Es gehe um Lebensfreude und dabei um den richtigen Umgang mit Druck und Stress. Entsprechend, so Reindl, sollten auch Arbeitsplätze gestaltet werden. „Das Gute ist, dass Unternehmen und Führungskräfte gegensteuern können“, betont er im Gespräch mit den Gastgebern Thomas Spann (Geschäftsführung Kleine Zeitung) sowie Ernst Sittinger (Chefredaktion Kleine Zeitung) – und vor einer Reihe steirischer Führungskräfte aus unterschiedlichsten Bereichen. Reindl: Insbesondere junge Menschen würden nach einer sinnerfüllenden Tätigkeit streben, diese Bedeutung von Arbeit sichtbar zu machen ohne dabei die Eigenverantwortung außer Acht zu lassen, mache auch für Unternehmen Sinn.

Daniela Gmeinbauer, Grazer Gemeinderätin und stellvertretende Obfrau der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Steiermark, unterstreicht in diesem Zusammenhang die Bedeutung von betrieblicher Gesundheitsförderung und verweist auf die seit nunmehr 20 Jahre bestehende Initiative „Fit im Job“. Die Wirtschaft, so Gmeinbauer, habe hier auch auf gesellschaftliche Entwicklungen und Bedürfnisse reagiert und bietet gesundheitsfördernde Maßnahmen an. Ein „ganzheitlicher Blick auf mentale und physische Gesundheit“ und die Implementierung von betrieblichem Gesundheitsmanagement sei entscheidend und auch aus wirtschaftlicher Sicht notwendig.

Von Ernährung bis hin zur finanziellen Gesundheit

Sibylle Dienesch, die Direktorin des Grazer Stadtmuseums ist Betriebswirtin und auch selbst Wirtschaftsberaterin, bringt die Bedeutung der systemischen Ebene in die Diskussion ein. Anita Frauwallner, Gründerin und Geschäftsführerin des „Instituts Allergosan“ in Graz, wiederum auf die Zusammenhänge zwischen Wohlbefinden und der richtigen Ernährung, „nicht nur die Umwelt, auch die Nahrung“ nehme eine wesentliche Rolle ein, so die Unternehmerin und Darmexpertin. Nicht nur die ständige Erreichbarkeit, die permanente Informationsflut, sondern auch falsche Ernährung könne Überlastungserscheinungen hervorrufen.

Monika Cisar-Leibetseder, Generaldirektorin der Volksbank Steiermark, erweitert den Blickwinkel noch einmal und führt die Effekte von finanziellen Belastungen ins Treffen. Insbesondere jungen Menschen werde nach wie vor vorgegaukelt, alles haben zu müssen. Ihr Appell: „Finanzielle Gesundheit ist auch Basis für mentale Gesundheit.“ Werner Kachelmaier, Geschäftsführer der Lebenshilfe Knittelfeld, hebt aus seiner jahrelangen Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung hervor: „Etwas zu leisten, ist ein Grundbedürfnis des Menschen, dafür braucht es auch gute Rahmenbedingungen, die fördern – und nicht bremsen.“ Gerade von Menschen mit Behinderung könne man sich rund um soziale Beziehungen und Struktur „sehr viel abschauen“.

Zu einem Plädoyer dafür, dass „Arbeit auch Spaß machen muss“, holt Edith Baumgartner aus. Die Leiterin des Grazer Büros der „Iventa Management Consulting“ betreut nationale und internationale Kunden bei der Personalsuche. Oft seien es vergleichsweise kleinere Maßnahmen, wie gemeinsames Essen im Büro oder klassische Kaffee-Tratsch, die viel dazu beitragen können.