Die wenigsten wissen es, aber längst ist es Realität: Das Auto überwacht uns. Nicht nur mit den neuen technischen Gadgets, die ab 1. Juli Pflicht sind (Unfall-Blackbox etc.). Schon seit 2021 lässt die Europäische Union die Verbrauchswerte aller neu zugelassenen PKW messen und in der Folge an die entsprechende Behörde weiterleiten.

Jetzt hat die Europäische Umweltagentur die neuesten Daten veröffentlicht. Und die Zahlen sind erstaunlich, wenngleich man einschränken muss – die Fahrtweise, der Umgang mit dem Auto, das alles ist in diese Zahlen nicht eingeflossen. Es sind die nackten Daten. Und diese sind weit entfernt von den offiziellen WLTP-Werten, die Auto-Käufer vorgetragen bekommen. Die WLTP-Werte hätten eigentlich einen realistischeren Blick auf die Verbräuche geben sollen. Tun sie aber nicht, wie die aktuellen Zahlen beweisen.

Zahlen, Daten, Fakten

Bei den Benzinern wird ein um 23,73 Prozent höherer Verbrauch attestiert (7,89 l/100 km statt 6,38/100 km). Bei den Dieselmodellen liegt der Verbrauch immer noch um 18,14 Prozent über den angegebenen WLTP-Werten (6,88 statt 5,82 l).

Bei Plug-in-Hybriden (Benzin/Diesel) explodieren die Werte, im Schnitt liegt man 250,53 Prozent über den angegebenen WLTP-Werten.

Das ist freilich ganz einfach zu erklären: Die durch und durch Sinn stiftende Idee des Plug-in-Hybridantriebs für bestimmte Fahrprofile wird offensichtlich immer wieder missbräuchlich verwendet. Die Batterien für den rein elektrischen Betrieb (die neuen Modelle schaffen schon 70, 80 bis 100 Kilometer) werden nicht geladen, es wird nur mit dem Verbrenner gefahren. Die Kunden nehmen nur die steuerlichen Vorteile bzw. die Förderungen (wenn noch vorhanden) mit – deshalb sind die Plug-in-Hybride so in Verruf geraten. Insgesamt verbrauchen die Plug-in-Hybride (Benzin/Diesel) real 5,94 l/100 km statt 1,69 l/100 km/WLTP im Schnitt.

Die höchsten Überschreitungen

Bei den einzelnen Diesel-Modellen verzeichnen BMW (24,10 Prozent über den WLTP-Werten) und Alfa Romeo (26,81 Prozent darüber) die größten Überschreitungen.

Bei den Benzinern sind es Renault (30,74 Prozent über den WLTP-Werten), Dacia (28,92 Prozent darüber), BMW (26,49 Prozent darüber), Ford (28,75 Prozent darüber), Alfa Romeo (34,70 Prozent darüber), Mercedes AMG (45,48 Prozent darüber) sowie Ferrari (45,35 Prozent darüber).

Elektro-Autofahrer sollten sich nicht zu früh freuen. Je nach Einsatzgebiet fallen die Unterschiede zwischen den offiziellen Werten und den realen Werten auch hoch aus – vor allem bei Autobahntempo und kaltem Wetter.