Wenn in Barcelona heute der Mobile World Congress, die weltgrößte und bedeutendste Mobilfunkmesse, seine Pforten öffnet, gibt es einen großen Abwesenden. Wie schon in den letzten Jahren ist Apple in der katalanischen Hauptstadt offiziell absent. Tunlichst vermeidet es der kalifornische Krösus, sich unter Gleichen zu tummeln. Dabei würde Apple-Boss Tim Cook das Bad in der Menge heuer besonders leicht fallen. Wie die Marktforscher von IDC jüngst verkündeten, schaffte es der iPhone-Konzern nämlich 2023 erstmals an die Absatzspitze. Zum ersten Mal seit dem Ende der Nokia-Ära, auf die eine Samsung-Ära folgte.

Auch die Zahlen anderer Marktbeobachter unterstreichen Apples Rolle als Taktgeber. Counterpoint Research zählt sieben iPhone-Varianten zu den zehn weltweit meistverkauften Smartphones im Jahr 2023. Canalys wiederum versucht Apples Dominanz im Premiumbereich und in westlichen Märkten in Nummern zu fassen und führt etwa ins Treffen, dass im viertel Quartal 2023 jedes dritte in Europa verkaufte Smartphone ein iPhone war. In die Karten spielte Apple dabei ein Trend zum Kauf von teureren Geräten. 40 Prozent der verkauften Smartphones am europäischen Markt kosteten 2023 mehr als 800 US-Dollar (740 Euro).

80 Prozent der Smartphones mit Android

Aber jetzt zurück nach Barcelona, wo sich das mittlerweile breit aufgestellte Verfolgerfeld Apples vollständig tummelt. Dessen Gewicht steht außer Frage. Zur Einordnung: Apple ist zwar Marktführer, aber in einem heiß umkämpften Feld. Auf 80 Prozent der global verkauften Smartphones läuft heute mit Android ein Betriebssystem, das nicht aus Cupertino stammt. In dieser, anderen Welt wachsen zurzeit vor allem chinesische Hersteller. Xiaomi, Honor, Transsion oder Vivo sind es auch, die in Barcelona auf Produktseite mit Neuvorstellungen Ausrufezeichen setzen werden.

Während die meisten Produzenten noch immer versuchen, sich über neue Kameratechnologie von der Konkurrenz abzugrenzen, zeichnet sich hier eine Trendwende ab. Samsung vollzog diese mit der jüngsten Präsentation seines Premium-Smartphones Galaxy S24 bereits, indem es den Fokus völlig auf die Software legt und das Gerät als „erstes, echtes KI-Smartphone“ vermarktet.

Schon jetzt reicht die Anwendungspalette der künstlichen Intelligenz (KI) von der Simultanübersetzung beim Telefonieren bis hin zum automatisierten Zusammenfassen längerer Texte. Zugleich steckt die Technologie noch immer in den Kinderschuhen. Ein Branchentrend zeichnet sich in diesem Bereich trotzdem schon ab: Ein Großteil der für KI-Anwendungen notwendigen Berechnungen wird künftig direkt am Smartphone stattfinden. Google stellte mit Gemini Nano zwei explizite KI-Sprachmodelle für mobile Geräte vor, dass Apple an einer Am-Gerät-Strategie arbeitet, ist ein offenes Geheimnis.

Mobile Masten und durchsichtige Laptops

Um die Gunst der rund 90.000 Besucherinnen und Besucher buhlen am Mobile World Congress in Barcelona dieser Tage freilich nicht nur die Smartphone-Hersteller, sondern auch viele andere gewichtige Puzzlesteine des Mobilfunk-Universums.

Für Aufsehen im Vorfeld des Kongresses sorgte etwa die Deutsche Telekom. So wurde der Prototyp eines Smartphones ohne Apps angekündigt. Dieses, freilich mit viel KI im Unterbau bedacht, wird per Sprache gesteuert und soll komplizierte Aufgaben erledigen, für die normalerweise unterschiedliche Apps verwendet werden. Etwa die Buchung einer Reise. Ebenfalls am Stand der Telekom zu sehen: ein „Mobilfunk-Mast-to-go“. Um Mobilfunk auf Firmengelände, bei Großveranstaltungen, aber auch in Katastrophengebieten bestmöglich einsetzen zu können. Lenovo wiederum will mit einem durchsichtigen Laptop punkten und Huawei, bei Smartphones ins Hintertreffen geraten, rückt den Mobilfunkstandard 5.5G ins Zentrum seiner Präsentationen.