Es sind sehr herausfordernde Zeiten, durch die sich weite Teile des Einzelhandels derzeit navigieren müssen. Die hohe Inflation spürt man von zwei Seiten: So sind die Betriebs- und Personalkosten gestiegen, gleichzeitig registriert man eine gedämpfte Konsumlaune und damit Umsatzrückgänge. In der Steiermark manifestierte sich das zuletzt u. a. darin, dass die Handelsbranche in den ersten der Quartale die zweitmeisten Insolvenzfälle verbucht hat (69 eröffnete Verfahren, nur in der Baubranche waren es laut AKV mit 73 noch mehr).

Einen Kontrapunkt zu den jüngsten Rückzügen und Insolvenzen setzt nun die deutsche Diskontkaufhaus-Kette Woolworth. Wie berichtet, sollen bis Ende nächsten Jahres rund 30 Filialen in Österreich eröffnet werden. Den Anfang macht am 30. November ein Standort in Eisenstadt. Unter den „mindestens vier Filialen“, die heuer noch aufsperren, werden zwei in der Steiermark sein. So wird auf Anfrage der Kleinen Zeitung konkretisiert, dass für den 6. Dezember die Neueröffnung in Mürzzuschlag und dann für den 14. Dezember jene in Kapfenberg vorgesehen sei. „In Mürzzuschlag eröffnen wir in einem Fachmarktzentrum auf etwa 670 Quadratmetern. In Kapfenberg siedeln wir uns auf rund 1150 Quadratmetern im Einkaufscenter ece Kapfenberg an. Beide Standorte entsprechen unseren Erwartungen an vitale Handelsumfelder“, wird betont. Durch die bestehende Infrastruktur erwarte man „eine große Kundenfrequenz und hoffen, das Angebot vor Ort zielführend zu ergänzen“.

„In finalen Gesprächen“

Wie es im kommenden Jahr weitergeht, wird noch nicht in allen Details verraten. Fix auf der Agenda stehen aber – neben Wien – auch die Landeshauptstädte Innsbruck und Klagenfurt. „Für die meisten der in der Ankündigung erwähnten Standorte, die wir im Laufe des Jahres 2024 eröffnen wollen, befinden wir uns in finalen Gesprächen“, teilt man seitens der deutschen Konzernkommunikation mit. „Ehe alle Details geklärt sind und gültige beidseitig unterzeichnete Mietverträge vorliegen, bestätigen wir aber grundsätzlich keine Standorte.“ Grundsätzlich sehe das Standortprofil von Woolworth vor, „möglichst nahe an unserer potenziellen Kundschaft zu sein“. Und hier würden insbesondere kleinere Städte, die mittlerweile häufig über „ein weniger vielfältiges Einzelhandelsangebot“ verfügen, großes Potenzial bieten, „die möglicherweise vorhandenen Versorgungslücken mit Artikeln des täglichen Bedarfs zu füllen“. Doch auch die Landeshauptstädte betrachte man als aufgrund großer Einzugsgebiete als attraktiv. „Filialen dort zu eröffnen, sehen wir als Marke mit größeren Expansionszielen als Pflicht an, um im Land präsent zu sein.“

Neustart nach Insolvenz im Jahr 2009

Tatsächlich sind die Expansionsziele von Woolworth bemerkenswert. Die deutsche „Wirtschaftswoche“ hat im Sommer sogar vom „Woolworth-Wunder“ geschrieben. Nicht zuletzt deshalb, weil die Historie der Handelskette nicht nur glanzvoll verlaufen ist. Im Jahr 2009 musste man im Zuge der Wirtschaftskrise Insolvenz anmelden – und u. a. die Standorte in Österreich schließen. In Deutschland ist die Rettung letztlich gelungen, wenngleich damals nicht einmal die Hälfte der einst rund 320 Standorte übrig geblieben sind. Heuer wurde zu Jahresmitte die bereits 600. Filiale in Deutschland eröffnet, zuvor – im Mai – wurde nach Polen expandiert, nun folgt also auch das Comeback in Österreich. Der Trend zum Diskont – abseits vom Ramsch-Image –, das auf 10.000 Artikel eingegrenzte Sortiment sowie u. a. Vereinfachungen bei Logistik und Einkauf gelten als wesentliche Faktoren für den jüngsten Wachstumskurs.

Dass insbesondere der stationäre Einzelhandel stellenweise mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert ist, verhehlt man auch bei Woolworth nicht. „Das sehen wir auch im deutschen Heimatmarkt. Doch hier, genauso wie in Österreich, sehen wir aber zugleich das Potenzial, der Kundschaft ein Angebot zu machen, das es aufgrund der Herausforderungen in der Form nicht mehr vor Ort gibt“, wird unterstrichen. Man sei „bewusst ein stationärer Händler und ebenso bewusst im Discount angesiedelt, weil die Menschen immer mehr auf faire Preise und ein attraktives Angebot angewiesen sind“.