"Es ist auf jeden Fall kein leichter Schritt, nach 64 Jahren Betrieb, von denen ich ihn 17 Jahre geleitet habe, zu schließen", sagt Betriebsleiter Anton Kranzelbinder. "Doch man muss die Dinge eben realistisch sehen." Damit meint der Unternehmer vor allem die finanziellen und personellen Probleme, die auf den Fleischereibetrieb in den nächsten Jahren zugekommen wären. Mit 1. September hat der Fleischermeister seinen Betrieb offiziell eingestellt, und schon in der Woche davor waren die Türen verschlossen.

Personalmangel und Teuerung

Der Hauptgrund für die Schließung der Fleischerei sei, dass seine "zwei Verkaufsdamen" beschlossen hätten, mit dem Arbeiten aufzuhören. "Das war auch absehbar, sie sind 70 und 73 Jahre alt." Bereits im Vorjahr habe er versucht, über das AMS neue Arbeitskräfte für sich zu gewinnen, aber das habe nie gut funktioniert.

Außerdem habe auch die Teuerung die Genussfleischerei getroffen. "Von den Fleischeinkaufspreisen bis hin zum Strom ist eben alles teurer geworden", erklärt Kranzelbinder. Auch wäre in den nächsten Jahren einiges an Investition notwendig geworden. "Vor allem für kleine Betriebe wie uns ist das ein harter Schlag", sagt er. Man habe alles ausgereizt, was möglich war, doch durch das Wegfallen der beiden Frauen im Verkauf gehe es so nicht mehr weiter.

Die Genussfleischerei Kranzelbinder in der Hauptstraße in Maria Lankowitz ist seit Anfang September geschlossen
Die Genussfleischerei Kranzelbinder in der Hauptstraße in Maria Lankowitz ist seit Anfang September geschlossen © Rainer Brinskelle

"Verlust für Maria Lankowitz"

Für die Gemeinde Maria Lankowitz sei der Verlust einer ihrer Traditionsbetriebe jedenfalls nicht von Vorteil, so Bürgermeister Kurt Riemer (SPÖ). "Natürlich trifft uns das, wenn ein langjähriger Betrieb sagt, es geht nicht mehr, auch über die Gemeindegrenzen hinaus. Ich bin aber froh, dass wir noch 'Nah & Frisch' als Nahversorger haben", meint er. Riemer hofft aber trotzdem auf eine Neueröffnung der Fleischerei.

Auf einem Plakat bedankt sich Familie Kranzelbinder für 64 Jahre Treue der Kunden
Auf einem Plakat bedankt sich Familie Kranzelbinder für 64 Jahre Treue der Kunden © Rainer Brinskelle

Berufliche Neuorientierung

Diese Möglichkeit sei auch noch nicht komplett vom Tisch, sagt Kranzelbinder. Er müsse sich erst einmal umsehen, wo er sich beruflich neu orientieren könnte. "Und ich habe hohe Ansprüche", schmunzelt der Fleischer. Ihm sei es wichtig, dass sein zukünftiger Arbeitgeber genauso auf Nachhaltigkeit und Qualität bedacht sei, wie er es selbst immer war.

"Der Klimawandel zeigt doch, dass wir unser Konsum- und Ernährungsverhalten verändern müssen", meint er. In seinem Betrieb sei so gut wie nichts verschwendet und stets auf höchste Qualität geachtet worden. "Dort, wo ich arbeite, soll so eine Philosophie herrschen. Ich könnte nie an einem Ort arbeiten, wo es nur darum geht, alles möglichst billig zu produzieren", erläutert Kranzelbinder.