Anweisungen im Vorfeld sollen sicherstellen, dass mir nicht flau im Magen wird: Nicht auf den kleinen Monitor vor mir schauen und auch nicht auf die Flügelspitze. Den Blick einfach in die Ferne richten - und genießen. Als wir abheben wird der Flugplatz in Unterfladnitz (Gemeinde St. Ruprecht/Raab) unter mir immer kleiner ...

Obwohl es zeitweise eine recht wackelige Angelegenheit ist, fühle ich mich in dem kleinen Segelflieger wohl - nicht zuletzt dank des erfahrenen Piloten Martin Stessl, der hinter mir im Segelflieger sitzt. Er nutzt die Thermik über dem Zetz und "kurbelt" uns drei Meter pro Sekunde nach oben (Anm.: kreisende Nutzung des thermischen Aufwinds).

Nach einem doch überraschend ruhigen Flug mit spektakulärer Sicht über die Oststeiermark landen wir eine halbe Stunde später wieder in Unterfladnitz.

Einblicke in Hangar und Tower

Pilot und Fluglehrer Martin Stessl vom Flugsportclub Weiz steht mir auch abseits des Fliegers zur Seite. Denn ich darf hier am Flugplatz nicht nur Höhenluft schnuppern, sondern im Rahmen eines Schnuppertags ganz in die Faszination Fliegen eintauchen.

Mit dem Schnuppertag will der Verein neue Mitglieder gewinnen. Interessierte ab 14 Jahren sind eingeladen, einen Tag hier zu verbringen, um den Betrieb kennenzulernen. Abgesehen vom Fliegen gilt es auch die Tätigkeiten im Tower, im Hangar und das rege Vereinsleben zu entdecken.

Buhlen um neue Mitglieder

Seit 88 Jahren gibt es den Weizer Flugsportclub. Derzeit hat er rund 80 Mitglieder. "Auf 100 würden wir gerne wachsen", sagt Obmann Gerald Siegl. Er möchte den Verein für die Zukunft rüsten und Nachwuchs an Bord holen. Es geht darum, gemeinsam die Infrastruktur und die Flugzeugflotte zu erhalten.

Auch in sportlicher Sicht ist der Verein erfolgreich, junge Talente seien immer gefragt. Summiert man alle Flüge der Mitglieder (die Flüge werden dokumentiert), steht am Ende des Jahres eine Weltumrundung zu Buche - rein im Segelflug, auf den sich der Verein zukünftig noch stärker fokussiert.

In die Zukunft denken

Das Segelfliegen an sich ist CO₂-frei. Damit der Flieger aber in luftige Höhen kommt, braucht es eine Startmaschine, die ihn nach oben zieht.

Pilot und Fluglehrer Martin Stessl und Obmann Gerald Siegl
© Katharina Lagler

Auch bei diesem Thema denkt der Verein an die Zukunft, kauft umweltfreundlichere Geräte und zeigt sich insgesamt aufgeschlossen: "Uns ist ein gutes Auskommen mit den Anrainern sehr wichtig", betont Obmann Siegl. Interessierte seien eingeladen, sich selbst ein Bild vom Verein und vom Flugplatz zu machen sowie mit den Mitgliedern ins Gespräch zu kommen. 

Kein Sport für die Elite

Überhaupt sei das Fliegen keine elitäre Sportart. "Es kostet nicht mehr als andere Hobbys, die man intensiv betreibt, wie etwa Motorradfahren", meint Siegl. Denn die Mitglieder können sich gegen eine Gebühr Flieger vom Verein borgen. "Mit 1500 Euro jährlich kann man schon viel Spaß haben", sagt Stessl und schmunzelt.

Die Segelflugausbildung kann man direkt in Unterfladnitz absolvieren (siehe Info-Box). Nach der Ausbildung bekommen junge Piloten erfahrene Vereinsmitglieder als Mentoren an die Seite gestellt.

Am Ende seiner Ausbildung befindet sich etwa Bernhard Loder-Taucher. Ich treffe den 38-Jährigen im Tower, wo er am Freitag als Betriebsleiter fungiert: "Ich bin froh, dass ich mit dem Segelflug begonnen habe. Ich fühle mich im Verein wohl und werde von den Lehrern bestens betreut."

Bernhard Loder-Taucher steht am Ende seiner Ausbildung
© Katharina Lagler

Was hat ihn zum Abheben bewogen? "Der Segelflug ist eine Möglichkeit, ohne Motor und rein durch die Kräfte der Sonne stundenlang die Natur von oben zu genießen. Es ist ein anspruchsvolles Hobby, das einem die physischen und mentalen Grenzen aufzeigt - und dass man diese Grenzen auch überwinden kann."