Lärmempfindlich darf man am Hof von Claudia Faustmann-Kerschbaumer und ihrem Mann Philipp nicht sein. Bereits von Weitem ist das Schnattern der 260 Weidegänse zu hören. Mit erhobenen Köpfen stolzieren sie umher, knabbern hier, scharren da und genießen den sonnigen Herbsttag. Man sieht auf den ersten Blick - hier auf der drei Hektar großen Weide in Wenigzell fühlen sich die Schnattermäuler tierisch wohl. Jedenfalls noch. Denn bald ist Martini und Gansl-Saison. Dann geht es dem Federvieh im wahrsten Sinne des Wortes an den Kragen.

Leicht fällt das dem Landwirte-Paar, das die Weideganszucht seit sechs Jahren im Nebenerwerb betreibt zwar nicht, aber: "Das Schlachten gehört bei der Gänsezucht einfach dazu", sagt Kerschbaumer. Mit dem Wissen, dass es den Tieren zu Lebzeiten gut gegangen ist, sei das auch ein guter Kompromiss. "Sie verbringen 90 Prozent ihres Lebens auf der Weide, haben genug Auslauf und bekommen Futtermittel, das direkt bei uns am Hof angebaut wird", erzählt der Landwirt.

Gerade weil Futtermittel nur gering zugekauft werden müssen, falle der Preisanstieg bei den 41 Steirischen Weideganszüchtern nur minimal aus, bestätigt auch Margit Fritz, Obfrau der Steirischen Weidegansbauern und selbst Bio-Weidegans-Züchterin. Durchschnittlich ein bis zwei Euro mehr müssen Kundinnen und Kunden für das Kilo Weidegans heuer mehr berappen.

"Privatpersonen zahlen bei uns 13,50 Euro und die Gastro 11,50 Euro inklusive Steuern", sagt Faustmann-Kerschbaumer.  "Wir haben Preissteigerungen eigentlich nicht an Kunden weitergeben müssen, weil wir eben klein strukturiert sind und alles am Hof haben." Die Nachfrage sei gut, das Erstaunen um den minimalen Preisanstieg bei vielen Kunden aber groß, da sie sich an der Preissituation im Supermarkt oder Großhandel orientieren würden.

Fasan und Ente statt Gansl

Dort schossen die Preise für Stopfgänse in die Höhe. Der Grund? Preisanstieg bei Futter- und Düngemittel, aber auch die Vogelgrippe, die - vor allem in Ungarn - die Gänsebestände schrumpfen ließ. Dreiviertel des hierzulande verspeisten Federviehs kommt aus dem Ausland, der Großteil aus Ungarn. Vor allem Gastronomen stöhnen unter den Teuerungen. Belief sich der Preis im Großhandel im vergangenen Jahr auf 4,29 Euro pro Kilo, sind es heuer 7,99 Euro (Preiserhebung von "Land schafft Leben"). 2020 waren es sogar 2,99 Euro.

"Einige Wirte verzichten darum auf das typische Ganslessen und setzen auf Wild, oder bieten Alternativen wie Ente oder Fasan", weiß Klaus Friedl, Fachgruppenobmann Gastronomie Steiermark.

Weidegansbauern-Obfrau Margit Fritz mit ihren Bio-Weidegänsen
Weidegansbauern-Obfrau Margit Fritz mit ihren Bio-Weidegänsen © KK

Dass Gastronomen, die bisher ihre Ware vom Großhandel bezogen haben, durch die Teuerung jetzt auf österreichische Gänse umsteigen, glaubt Hans Royer, Obmann von der gemeinnützigen Organisation "Land schafft Leben", nicht. "Das ist eine Einstellungssache, jene Wirte, denen ein heimisches und hochwertiges Produkt wichtig ist, haben bisher bereits bei heimischen Züchtern gekauft. Die anderen, die nur auf den Preis schauen, werden auch, wenn die Gans nur um 50 Cent günstiger ist, ausländische Ware beziehen", schätzt Royer die Lage ein.

Er nimmt darum auch die Konsumenten in die Pflicht:  "Jeder Gastwirt, der ein heimisches Produkt anbietet, wird das auch so auf der Speisekarte kommunizieren. Tut er das nicht, kann man davon ausgehen, dass es kein heimisches Produkt ist. Wir sollten jene Wirte unterstützen, die ganz bewusst auf heimische Produkte, wie etwa die Weidegans, setzen."

Die Obfrau der Steirischen Weidegansbauern Margit Fritz zeigt sich jedenfalls von der bisherigen Gansl-Saison zufrieden. So mancher Weidegans-Betriebe verzeichnet sogar einen Anstieg an Anfragen. Zahlen kann sie noch keine nennen. "Das Wetter ist einfach noch zu warm, da denken viele noch nicht ans Ganslessen, die Anfragen kommen erst dann, wenn es kühler wird, kurz vor Martini", so Fritz.