Immer der Nase nach – so findet man in diesen Tagen bestimmt zu Thomas Eichinger nach Urscha (Stadtgemeinde Gleisdorf). Denn während andernorts die Griller für die neue Saison erst entstaubt und in Gang gebracht werden, weht hier bereits ein aromatischer Duft durch die Einfahrt.

Es wird gegrillt, und zwar zu Trainingszwecken. Der 41-Jährige und seine Freunde Christoph Haas aus Nestelbach, Mario Zottler aus Eggersdorf bei Graz sowie Thomas und Karin Lidauer, ebenfalls aus Nestelbach, sind auf großer Mission: Sie haben sich unter dem Namen "Grill Fellas" (zu Deutsch: Grillkumpel) zusammengeschlossen, um bei den nationalen Grillmeisterschaften im Juni ihr Können unter Beweis zu stellen. Und damit das klappt, braucht es natürlich entsprechende Vorbereitungen, wie Eichinger verrät: "Der Griller läuft eigentlich schon seit Monaten und auch an den Rezepten tüfteln wir seit Jahresbeginn."

Karin Lidauer und Mario Zottler bereiten die Sättigungsbeilage zu: Erdäpfelpuffer von der Feuerplatte
Karin Lidauer und Mario Zottler bereiten die Sättigungsbeilage zu: Erdäpfelpuffer von der Feuerplatte © Katharina Lagler

Kreative Rezepturen

Denn was da auf die Griller kommen soll, ist nur grob vorgegeben. "Die Hauptzutat wird bei jedem Gang vom Veranstalter gestellt, die restlichen Zutaten können wir aus einem vordefinierten Warenkorb auswählen", erklärt Thomas Lidauer. Der Versicherungsangestellte und selbstständige Grilltrainer kennt den Ablauf genau, war er doch selbst jahrelang als Mitglied der "Styrian Barbecue Organisation" in die Organisation der Grillmeisterschaften eingebunden. Für ihn geht es im September mit einem anderen Team sogar zur Weltmeisterschaft nach Belgien.

Doch zuerst gilt es, bei den nationalen Meisterschaften eine gute Leistung abzugeben – oder besser gesagt, einen guten Teller. Denn jedes der neun Gerichte, die die "Grill Fellas" zubereiten, wird von einer hochkarätigen Jury bewertet – nach Optik und Geschmack. Übrigens dürfen sich auch die Besucher der Grillmeisterschaften kostenlos durch die verschiedenen Menüs kosten, verrät Haas, während er mit Argusaugen über seinen Smoker wacht, der gerade einem Stück Rehfleisch ein rauchiges Aroma verpasst. Das Probeessen übernehmen hier und heute aber Freunde und Familien. "Vielleicht noch eine Prise Salz", hört man hie und dort, sonst aber hauptsächlich genussvolles Schweigen mit ein wenig "Mmmmmhhh" dazwischen. Heute stehen unter anderem Lachsforelle, knusprig gegrillter Schweinebauch in der Salzkruste, Erdäpfelpuffer von der Feuerplatte, Polentataler und Ripperl mit zweierlei Glasierung auf der Speisekarte.

Die Grillmeister selbst kommen nur kurz zum Verkosten, müssen sie doch fachsimpeln (Sollen die Ripperl nach fünf oder fünfeinhalb Stunden glasiert werden?), an der optischen Darbietung der Gerichte feilen und vor allem ihre Kochgeräte im Auge behalten. Fünf Stück sind es insgesamt: eine Feuerplatte, zwei Gasgriller und zwei Smoker, die mit aromatisierten Pellets befeuert werden. Und dazwischen immer wieder der Blick auf die Uhr. Ab und zu läutet sogar ein Wecker. Es herrscht ein gewisser Zeitdruck, schließlich will man die Bedingungen eines Wettbewerbs so gut wie möglich simulieren.

Doch die größte Herausforderung, da sind sie sich einig, ist die Nachspeise vom Grill. Für diesen Gang hat sich die Dame des Teams, Karin Lidauer, etwas ausgedacht. Wie auch bei den anderen Speisen werden die Rezepte streng geheimgehalten, nur so viel wird verraten: Plunderteig, Beeren und Schokolade harmonieren an dieser Stelle wunderbar.

Thomas Eichinger ist Experte fürs Ripperlgrillen
Thomas Eichinger ist Experte fürs Ripperlgrillen © Katharina Lagler

Große Konkurrenz am Grill

Bei den Staatsmeisterschaften treten 40 Teams in Disziplinen wie "Ripperl", "Burger" und "Smoken" an, darunter auch Staats- und Weltmeister. Die Konkurrenz ist groß, gibt man zu, aber die "Grill Fellas" fühlen sich gut vorbereitet. Eigentlich geht es ohnehin um den Spaß und das Zusammensein, bekräftigen sie unisono. "Aber ein Platz unter den Top Ten wäre schon fein."