Der Wolf, der Anfang Juli ein neugeborenes Kalb auf der Koralm gerissen hatte, lässt die Landwirte und Mitglieder der Weidegemeinschaft Hochalm-Bärental weiter bangen. Es sei zwar denkbar, dass der Wolf längst weitergezogen sei, dennoch überlegt man in der Bauernschaft etwaige Sicherheitsmaßnahmen.

So sei es laut Alois Kiegerl, Obmann der Weidegemeinschaft, denkbar, dass eigene Bereiche für gebärende Kühe und Kälber eingerichtet werden könnten. Diese sollen durch Elektrozäune gesichert sein. Laut Kiegerl seien inzwischen übrigens zwei weitere Jungkälber spurlos verschwunden. „Dass gleich zwei auf einmal verschwinden, kommt ganz selten vor“, so Kiegerl. "Es ist alles zusammen eine Misere".

Keine Belege für Zusammenhang

Ob diese Kälber aber tatsächlich von einem Wolf gerissen wurden, lässt sich derzeit nicht seriös belegen. Denkbar ist auch, dass die Tiere aus einem anderen Grund verendeten, dass sie sich in dem etwa 600 Hektar großen Gebiet verirrten oder derzeit schlicht nicht auffindbar sind.

„Es ist auf jeden Fall beunruhigend“, erklärt der offizielle steirische Wolfebeauftragte Jörg Rauer. Ein Zusammenhang mit dem Wolf könne jedenfalls weder belegt noch ausgeschlossen werden. Die Steiermark gilt übrigens nicht als typisches Gebiet für Wölfe. Der Wolf, der Anfang Juli das Kalb riss, stammt laut DNA-Proben von einer italienischen Population. Landwirte, Jäger und Biologen wurden informiert. Auch der offizielle steirische Bärenanwalt und Wolfbeauftragte Jörg Rauer wurde eingeschaltet. „Es lässt sich schwer sagen, ob sich der Wolf nur hierher verirrt hat oder ob er tatsächlich zugewandert ist“, so der Deutschlandsberger Bezirksjägermeister Johann Krinner.

Vom gerissenen Kalb blieben nur noch Knochen übrig
Vom gerissenen Kalb blieben nur noch Knochen übrig © Privat


Ob der Wolf nach wie vor im Koralmgebiet unterwegs ist oder ob er Richtung Stubalm, Kärnten oder Slowenien zog, lässt sich ebenfalls nicht sagen. Etwaige Wolfsspuren seien durch Regen verwischt worden. Zudem sei es schwierig, Abdrücke von Wölfen und Hunden zu unterscheiden.

Bauern sehen Wolf als Gefahr

Während sich Naturschützer und Biologen über den Wolf freuen, hält sich die Begeisterung unter den Landwirten und Jägern in Grenzen. „Der Wolf steht unter Naturschutz, wir dürfen ihn nicht bejagen“, so Johann Krinner. „Die Leute sorgen sich. Wölfe sind eine Gefahr für die Weidehaltung“, ergänzt Bauernkammerobmann Christian Polz.

Laut Jörg Rauer gibt es ein „beunruhigendes Potenzial für weitere Schäden in Österreich“. Dass Wölfe Menschen angreifen, sei aber auszuschließen. Freilich, ob und wo der Wolf wieder auftauchen würde, ließe sich nicht sagen. Fest steht hingegen laut Rauer, dass der Schaden für den Bauern, dessen Kalb getötet wurde, durch eine Versicherung gedeckt sei.