Wenn die 9-jährige Camou „schnurrt“, ist das kein Zeichen von Zufriedenheit wie bei Katzen. Viel eher lässt das erkennen, dass die Hundedame der Rasse „Lagotto Romagnolo“ ihren Geruchssinn besonders anstrengt. Camou ist nämlich ein ausgebildeter Trüffelhund. Gemeinsam mit ihrer Züchterin und Biologin Gabriele Sauseng ist sie in der ersten erlebbaren steirischen Trüffelplantage auf der Suche nach den begehrten Delikatessen (siehe Infobox).

Seit 2012 geht Sauseng mit ihren Tieren auf Trüffelsuche. „Früher waren sie Jagdhunde, heute sind sie extra herausgezüchtet und auf Trüffel trainiert“, erklärt die Expertin. Punktgenau können die Spürnasen die Knollen, die oft bis zu 30 Zentimeter vergraben sind, erschnüffeln. Sauseng muss dann schnell sein: „Die Hunde sind ja auch Feinschmecker“, sagt sie lachend.

Vom Wald direkt in die Küche

Wie begehrt die Burgunder- und Perigordtrüffel, die seit einigen Jahren in Marktl bei Straden gedeihen, auch bei uns Menschen sind, schildert Unternehmerin Andrea Diesel: „Die Gastronomen legen großen Wert auf Regionalität. Wir ernten heute und bringen die Trüffel direkt in die Küchen.“

So beliefert man unter anderem die Lounge 81 oder die Delikaterie in Bad Gleichenberg oder das Weingut Krispel und Tropper Bio-Weine in Straden. „Ich darf mit dreckigen Händen und Schuhen in die Gourmetküchen und dort freut sich jeder“, ergänzt Trüffelexpertin Gabriele Sauseng lachend.

Schwierige Böden und heikle Pilze

Die Idee kam Andrea Diesel und ihrem Mann Wolfgang bereits 2008. „Wir haben uns, wie so oft, einfach mit neuen Dingen auseinandergesetzt. Da sind wir auf das spannende Thema Zucht von Trüffeln gestoßen“, erinnert sich die gebürtige Weizerin. Eine große Herausforderung war, ein geeignetes Grundstück zu finden. 2009 wurde man fündig: 1000 Bäume pflanzte man auf einem Hektar. Ein wahrer Glücksgriff, wie Diesel meint.

Denn Böden in der Steiermark seien oft zu sauer für die Trüffelzucht, wie Expertin Sauseng erklärt: „Der Boden hier ist natürlich optimal. Burgundertrüffel brauchen einen pH-Wert von 7,5. Das war hier schon vor der Bepflanzung so“, weiß die Expertin. Je natürlicher der Boden, desto besser sei das für die „schwarzen Diamanten“. Zudem sei die Qualität der Stradener Trüffel aufgrund der Feuchtigkeit enorm hoch.

Die Ernte des Tages kann sich sehen lassen
Die Ernte des Tages kann sich sehen lassen © Jakob Illek

Steirische Trüffel: Geglücktes Experiment

Ein derartiger Trüffelwald sei ein langfristiges Projekt und ein beträchtliches Risiko: „Es war für uns ein Experiment. Es gibt Plantagen in Österreich, dort wächst seit Jahrzehnten gar nichts“, sagt Diesel, „aber wer Trüffelbäume pflanzt, erntet zumindest irgendwann Holz.“ Biologisch gesehen entsteht nämlich zwischen dem Myzelium, also vereinfacht gesagt dem Pilzgeflecht, und den angepflanzten Bäumen eine Symbiose.

Das gelang Diesel in Straden außerordentlich gut, das Experiment lohnte sich: Nach sieben Jahren gab es den ersten Fund. 2021 betrug der Ertrag schon rund 30 Kilogramm. Tendenz steigend. Der Marktpreis für die momentan reifen Sommertrüffeln liegt übrigens laut der Website tartufo.com im Schnitt bei 351 Euro pro Kilo.

Die erst 1-jährige Quora wird noch an der Leine geführt
Die erst 1-jährige Quora wird noch an der Leine geführt © Jakob Illek

Um die Knollen dann auch zu finden, kommt Gabriele Sauseng mit ihren Hunden ins Spiel. Den Fund des Tages macht die erst 1-jährige Quora: Satte 368 Gramm bringt die von ihr erschnüffelte Knolle auf die Waage. Dafür gibt es ein besonders großes Leckerli. Und sofort geht es weiter mit der Suche nach den schwarzen Schätzen.