Viele kennen Sie noch als Sänger von Days in Paradise. Wie war es, so jung viel Aufmerksamkeit zu bekommen?
PATRICK FREISINGER: Krass, wir haben zwischen 14 und 20 über 300 Konzerte gespielt. Jedes Wochenende waren wir unterwegs, da verpasst du schon vieles daheim. Das Schönste aber ist, dass wir so viel erlebt haben.

Zum Beispiel?
Nicht nur partymäßig, wir waren in Deutschland auf Tour, haben in Kroatien, in der Türkei gespielt. Das ist auch der Grund, warum ich’s nach wie vor mache, weil du so viel siehst. Ich war nie der Typ, der gesagt hat, ich bleibe in Kirchbach. Ich mag es voll gern, habe da noch echt gute Freunde und die Familie ist da, aber sesshaft wollte ich da nie werden.

Warum?
Mich hat es immer schon in die Welt hinausgetragen. Ich wollte immer mehr sehen. Und ich mache auch immer ausgefallene Reisen: Schweden mit dem Auto, zu Fuß durch Norditalien oder Amerika mit dem Auto.
Inwiefern hat sich die Musikszene verändert über die Jahre?
Wir haben mit Days in Paradise 2006 angefangen. Und davor, so um die Jahrtausendwende, war echt eine Szene. Es hat sich irgendwie leider aufgehört.

Apropos Erlebnisse: Was werden Sie nie vergessen?
Einmal in Sinabelkirchen. . . Wir haben als letzte Band gespielt um drei in der Früh. Und ich hab’ als 15-Jähriger ansagen müssen, dass alle unter 18 die Halle verlassen müssen. Das war lustig. Wir waren auf jedem Konzert die jüngste Band.

Und was haben die Eltern zu eurem Bandleben gesagt?
Es wäre nie gegangen, wenn die Eltern nicht mitgemacht hätten. Schultechnisch war’s schon eng. Ich habe zwar ein Jahr länger gebraucht, die Matura habe ich aber trotzdem.

Wir sitzen in Ihrem Heimatort in Kirchbach. Wie ist es wieder einmal zuhause zu sein?
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich runter fahre. Ich wohne zwar jetzt in Graz, aber davor habe ich fünf Jahre in Kärnten gewohnt und da hatte ich nicht viel Zeit. In der Nachfolgeband (Anmerkung: von Days in Paradise) 13 Days habe ich viele Konzerte gespielt – Nova Rock etc. Das ist jetzt schon cooler durch Graz, zwei Mal im Monat bin ich etwa da. Es hat sich auch einiges verändert in Kirchbach.

Inwiefern?
Nicht vom Ortsbild her, aber freundemäßig. Einige sind weggezogen, aber schön ist: zu gewissen Partys kommen noch alle zusammen.
Mittlerweile haben Sie ein eigenes Tonstudio in Thal bei Graz, arbeiten als Produzent und Songschreiber für andere Künstler. . .
Ja, zum Beispiel für Uwe Schmidt und Stefan Thaler.

Und eigene Musik gibt’s mit Kompass Nord?
Seit 2015. Nachdem ich bei 13 Days ausgestiegen bin, war der Punkt: Ok, soll ich mich nur noch auf’s Produzieren konzentrieren? Aber das Feuer hat noch gebrodelt, ich wollte noch Live spielen, vor allem mit deutschen Texten. Dann habe ich die Band gegründet.

Und wie läuft es?
Ich bin super stolz, es ist sehr schnell bergauf gegangen. Fünf Singles von uns sind österreichweit im Radio gespielt worden, wir waren bei Cafe Puls, spielten 100 Konzerte in drei Jahren. Jetzt waren wir beim Ö3-Popzirkus mit Revolverheld dabei. Und auf Deutschland-Tour waren wir. Wobei mit Days in Paradise waren wir auch auf Deutschland-Tour, aber da hat mein Papa mitfahren müssen.

Der Arme...
Ich war ja erst 15 Jahre alt und wir haben die Anfrage aus dem Nichts bekommen, dann hat er sich Urlaub genommen. Aber er hat einen Riesenspaß gehabt.

Patrick Freisinger in Aktion auf der Bühne
Patrick Freisinger in Aktion auf der Bühne © KIKI HEINDL

Mit Aufsichtsperson auf Tour – da geht es schon ruhiger zu, oder?
Natürlich. Extrem. Aber er hat nicht gestört. Die nächste Tour war dann ohne Aufsichtsperson und dann ist es ein bisschen eskaliert. Aber es ist nie etwas passiert. Wir haben nie Drogen genommen. Es ist alles im Rahmen geblieben. Und das Tourleben stellt sich jeder extrem lustig vor, aber es ist super harte Arbeit – gerade als kleine Band.

Und gab es auch Groupies?
Schon ja, Groupies, Stalkerinnen. Das war schon irgendwie befremdend. Aber ich bin super froh, dass es Fans gibt, die zu jedem Konzert fahren. Sie sind der Grund, warum wir nach wie vor Musik machen können.

Können Sie von Ihrer Musik leben?
Also, ich bin nicht reich. Ich bin nicht der beste Typ zum Einheiraten, wenn’s um Geld geht. Ich komme um die Runden. Und ich liebe, was ich mache.

Gab es auch Phasen, in denen Sie aufhören wollten oder war immer klar, es geht weiter?
Für mich schon. Also, für mich gibt’s kein Leben ohne Musik. Alles, was ich mache, hat mit Musik zu tun.

Und was kommt als Nächstes?
Vor Kurzem ist unser neuer Song rausgekommen und für Herbst oder Winter ist das zweite Kompass Nord-Album geplant, dann geht’s auf Tour. Wir spielen im Sommer auch einige Festivals.

Was sagt die Freundin zum Tourleben?
Ich hab so ein Glück, so eine tolle Freundin zu haben (Anmerkung: Caterina), die voll hinter mir steht. Ich glaube, viele Freundinnen sehen den Ernst hinter so einer Sache nicht, glauben, da geht’s nur um Party. Aber es ist ein Job, der halt unendlich viel Spaß macht.

Und was sind die großen Ziele als Musiker?
Ich möchte 1000 Konzerte spielen bis ich 30 bin, da hab ich also noch vier Jahre Zeit. Ein Kindheitstraum ist einmal einen Nummer-eins-Hit zu landen. Mit Turbobier als Produzent hatte ich einen. Es hat sich auch viel verwirklicht, zum Beispiel waren wir auf der Bravohits, das war 2009 mit Days in Paradise