Es ist ein aufregendes Jahr mit mehr als 70 Urnengängen weltweit: das Superwahljahr 2024. Auf österreichischer Ebene wird der Nationalrat gewählt, in der Steiermark der Landtag. Auch international schreiten die Wahlberechtigten zu den Urnen – etwa für die amerikanische Präsidentschaftswahl am 5. November oder ganz aktuell für die EU-Wahl am Sonntag. Damit werden besonders bedeutsame Weichenstellungen in der Politik vorgenommen.
Demokratie weniger gefestigt
Eine spannende Entwicklung: Das Vertrauen von Jugendlichen in die Demokratie sinkt. So denkt derzeit nur mehr rund die Hälfte der 16- bis 26-Jährigen, dass das politische System gut funktioniert. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es noch zwei Drittel. Das zeigt der Sora-Bericht „Junge Menschen & Demokratie in Österreich“ aus dem November 2023.
Das bestätigen auch Experten: Die Demokratie sei ohne Zweifel weniger gefestigt als noch vor 15 Jahren, berichtet Klaus Poier, Professor für Verfassungsrecht und Politikwissenschaft an der Uni Graz. Die aktuellen Entwicklungen seien daher mit Sorge zu betrachten.
Ähnlich äußert sich Heinz M. Fischer vom Studiengang Journalismus und Public Relations (PR) der FH Joanneum in Graz: „Vielen jungen Menschen ist das zu komplex und abstrakt, sie wünschen sich mehr Identifikationsmöglichkeiten, von denen es aber viel zu wenige gibt.“
Gesellschaft driftet auseinander
Das Auftreten von Politik sei nicht zeitgemäß, um junge Menschen von einer politischen Idee zu überzeugen: „Es genügt nicht, sich in Sneakers und Jeans zu inszenieren“, weiß Fischer. Stattdessen sollten die Sorgen und Probleme Jugendlicher aktiv behandelt und in den Diskurs integriert werden.
„Wichtig ist ein gemeinsames Grundverständnis. Man soll gesellschaftliche Konflikte gewaltfrei und demokratisch lösen“, so Poier, der damit auf die Radikalisierung der politischen Ränder anspielt – eine Folge des Vertrauensverlusts in die Demokratie. Fischer beobachtet derzeit auch ein Auseinanderdriften in der Gesellschaft. Dabei bräuchte es starke Gemeinschaften mehr denn je.