„Ich verwende gerne alte Materialien wie Kugellager, Feilen oder Sägeblätter, um ihnen als Messerklingen ein zweites Leben zu schenken“, erzählt der 28-jährige Wolfgang Winkler-Hermaden, während er eine eiserne Kugel aus einem Rollenlager nimmt und sie an einen Eisenstab schweißt. „Damit ich sie beim Schmieden gut festhalten kann“, erklärt er.

Seit 2013 fertigt Winkler-Hermaden in seiner Messerschmiedewerkstatt, die er sich im Innenhof eines alten Bauernhauses in Gutendorf (Gemeinde Kapfenstein) eingerichtet hat, Jagd-, Küchen- und Alltagsmesser an.

Acht bis zehn Stunden für ein Werkstück

„Ich muss das Eisen auf 1100 bis 1200 Grad erhitzen. Dann bearbeite ich es mit einem Lufthammer“, erklärt Winkler-Hermaden, während er den Eisenstab in die Esse legt. Gesagt, getan: Nach wenigen Minuten nimmt er das glühende Eisen auch schon aus der Esse und schlägt es mit einem maschinellen Lufthammer in Form, bis es abgekühlt ist und erneut erhitzt werden muss. Dieser Prozess wird rund eine Stunde wiederholt.

Doch bis Winkler-Hermaden das fertige Küchenmesser in den Händen halten kann, liegen noch acht Stunden Arbeit vor ihm. Denn nach dem Schmieden muss zum Beispiel noch ein Griff - meist aus Holz - angefertigt und das Werkstück geschliffen werden. „Ein hochwertiges Messer erkennt man an der leicht geschwungenen Klinge, die nach vorne immer dünner wird. Entscheidend ist, dass die Klinge gut geschliffen ist“, so Winkler-Hermaden.

Aber nicht nur altes Material wird in seiner Schmiedewerkstatt zum Schmelzen gebracht, der Kapfensteiner stellt auch edle Klingen aus Damaszenerstahl oder der Speziallegierung „CuMai“ (dreischichtiger Stahl mit einer Zwischenschicht aus Kupfer) her.

Selbst erlernt

Das Schmieden hat er sich selbst beigebracht – mit Büchern und viel „Ausprobieren“, wie er sagt. „Messer und Klingen haben mich schon als Kind fasziniert. Mit zwölf habe ich angefangen zu schmieden. Mit einem einfachen Holzfeuer und einem Luftkompressor brachte ich damals das Eisen zum Leuchten. Als Amboss habe ich eine Eisenbahnschiene verwendet“, erinnert sich Winkler-Hermaden an seine ersten Schmiedeversuche.

Mit 13 Jahren richtete er sich seine erste Schmiede ein und steckte sein ganzes Erspartes hinein. „Meine Eltern haben nur gedacht, ich spinne und würde irgendwann wieder aufhören“, schmunzelt er. Inzwischen sind 16 Jahre vergangen und Winkler-Hermaden hat mehr als 1000 Messer geschmiedet. Sie werden in die ganze Welt verkauft – sogar an Kunden in Japan.

Davon zu leben, sei allerdings schwierig, denn „Messer sind ein absolutes Nischenprodukt und ein Luxusgut“, erzählt er. Zwischen 550 und 600 Euro müssen Liebhaber nämlich bei Winkler-Hermaden für ein Küchenmesser ausgeben. Sein großer Traum sei es aber, die „endgültige Selbstständigkeit zu schaffen.“ Denn wenn der gelernte Maschinenbauer nicht in der Schmiede steht, arbeitet er im familieneigenen Weinbaubetrieb.

Schmiedekunst im Aufwind

Neuerdings bietet er ein- bis zweitägige Workshops für Hobbyschmiede an. „Die Schmiede- und Messerszene ist total im Kommen. Als ich angefangen habe, war das noch überhaupt kein Thema. Viele Leute erkennen jetzt den Wert und machen dann Kurse.“

Ob ihm der Umzug des Burgschmieds von Riegersburg gelegen kommt? „Nein, das glaube ich nicht. Wir haben uns immer gut ergänzt und uns gegenseitig Kunden zukommen lassen.“ Ein richtiger „Schauschmied“, wie Christoph Feichtl einer ist, sei er selbst nämlich nicht, meint Winkler-Hermaden.