Schon seit Langem kann sie sich die einfachsten Dinge nicht leisten. Die Wäsche wäscht sie mit der Hand, schon ein Jahr fehlt ihr die ärztlich verordnete Brille, die letzten Rechnungen für Zahnarzt und Autoreparatur sind noch offen. Die Steirerin ist über 65 Jahre alt, bezieht Mindestpension. Sie ist eine alleinstehende Frau am Existenzminimum.

Früher hat sie geringfügig dazuverdient, ihre Gesundheit lässt das jetzt nicht mehr zu. Als ihr Bruder stirbt, sprengen die Kosten für die Bestattung sämtliches Budget der Frau. Die Verzweiflung ist groß. Erst dann wagt es die Steirerin, um Hilfe zu bitten.

Betroffene melden sich spät

Sehr oft trifft Armut im Alter Frauen wie die Steirerin, weiß Eva Geißler. Sie ist Sozialarbeiterin bei der Caritas. Gemeinsam mit dem Verein "Steirer helfen Steirern" konnte der Pensionistin geholfen werden.

"Es gibt Angebote, von der Caritas, von der Regierung, aber viele wissen nichts davon", sagt Geißler. Das viel größere Problem: "Häufig versuchen die Leute so lange wie möglich allein zurechtzukommen. Zu oft ist Scham im Weg. Gerade die älteren Menschen haben das Gefühl, sie sind nichts wert und sie wollen niemandem zur Last fallen", weiß die Sozialarbeiterin aus ihrer jahrelangen Erfahrung mit älteren Menschen.

Teure Mieten und Medikamente

Gerade gestaltet sich die Situation noch schwieriger. Durch die Teuerung sind Mindestpensionistinnen und -pensionisten besonders belastet, sowohl die Mieten als auch die Preise für Strom und Heizung sowie für die Lebensmittel sind regelrecht in die Höhe geschossen. Meist sind es Frauen, die noch mehr betroffen sind als Männer, weil sie länger gar nicht oder in Teilzeit gearbeitet haben, wegen ihrer Kinder und deren Betreuung.

Geht es um Altersarmut, ist immer auch Gesundheit ein Thema, betont Geißler. Besser gesagt: fehlende Gesundheit. Arbeiten, um sich die Pension aufzubessern, kommt bei vielen älteren Menschen aufgrund von Krankheit nicht mehr infrage. Dazu kommt, dass Medikamente und ärztliche Behandlungen oft teuer sind, die Selbstbehalte manchmal hoch und die Wartezeiten – etwa für notwendige Operationen im Krankenhaus – lang.

"Mehr Wertschätzung"

"Bei einigen ist die Einsamkeit auch groß", fügt die Sozialarbeiterin hinzu. Es gibt Initiativen, die älteren Menschen Möglichkeiten geben, mit anderen in Kontakt zu treten. Die Pfarren setzen sich zum Beispiel ein und es gibt Tageszentren.

Die Sozialarbeiterin Eva Geißler wünscht sich, dass älteren Menschen viel mehr Wertschätzung in der Gesellschaft entgegengebracht wird. "Da hinken wir noch sehr hinterher. Wir müssten die Lebenserfahrung der Menschen mehr anerkennen und sie als wichtigen und wertvollen Teil der Gesellschaft sehen. Dann würden sich vielleicht auch mehr trauen, im Ernstfall um Hilfe zu fragen."