Die Baubranche ächzt unter gestiegenen Baukosten und Kreditzinsen – kann sich der Holzbau hier abkoppeln?

OSKAR BEER: Wir sind schon betroffen. Es wird weniger in Einfamilienhäuser investiert. Die gestiegenen Kosten führen dazu, dass sich die Leute weniger leisten können. Dadurch sind sie gezwungen, besser zu überlegen, was sie machen. Das Ergebnis ist eigentlich immer sehr ähnlich. Man spart, indem man weniger Quadratmeter baut und alte Ressourcen nützt. Also, zurück zu den Eltern und hier umbauen. Und Holz ist ein Werkstoff, der prädestiniert ist, um Auf-, Zu- und Umbauten zu machen und im Bestand zu arbeiten.

Rechnen Sie mit einer Senkung der Baukosten, wenn der Holzpreis sinkt?

Der Holzpreis ist wieder auf einem normalen Niveau. Er hat 20 Jahre lang keine Steigerung vollzogen. Wenn man diesem Preis immer eine zweiprozentige Steigerung auferlegt hätte, dann wäre das eine vernünftige Steigerung gewesen. 2020 war es aber so, dass er plötzlich auf 100 Prozent und mehr gestiegen ist. Da war sehr viel Spekulation dabei, auch sehr viel unehrenhaftes Verhalten. Da haben sich sehr viele Konzerne, die weltweit agieren, ein Körberlgeld dazuverdient. Damals hätte der Holzbau die Chance gehabt, auf stabiler Linie zu bleiben. Wir haben das der Industrie in Krisensitzungen auf Landes- und auch Bundesebene auch mitgeteilt, aber es wurde immer auf den großen internationalen Markt verwiesen.

Wie sieht es mit den Fachkräften aus?

Die muss man selbst ausbilden. Das war schon immer so – auch zu den Zeiten meines Großvaters, der diesen Betrieb in den 30er-Jahren gegründet hat. In Hartberg ist es ein bisschen leichter, weil wir keine Industrie haben, die uns die jungen Menschen wegschnappt, wie in Weiz oder Graz.

Zurück zum Bauen, ein zentraler Faktor ist Zeit – wie sieht es in diesem Bereich im Holzbau aus?

Eine normale Baustelle dauert ein Jahr, der Holzbau schafft es in einem halben Jahr. Es wird alles bei uns in Hartberg vorgebaut.

„Hartberg ist nicht so verschlafen, wie es manche darstellen“
„Hartberg ist nicht so verschlafen, wie es manche darstellen“ © Carmen Oster

Wer zählt zu Ihrem Kundenstock? Wen bedienen Sie von Hartberg aus?

Wir haben einen großen Anteil an privaten Auftraggebern und größeren mittelständischen Firmen. Ich würde sagen, zu 75 Prozent private Auftraggeber mit Einfamilienhäusern und zu 20 Prozent Firmenkunden. Die restlichen fünf Prozent
sind kommunale wie die Stadt Hartberg oder St. Magdalena.

Stichwort: Ortsbild. Wie geht es Ihnen, wenn Sie durch steirische Gemeinden fahren?

Ich finde es schade, dass es nicht schon vor 20 Jahren Ortsbildkommissionen gab. Der Bürgermeister als erste Bauinstanz, das war eine Fehlentscheidung. Man ist immer in diesem Konflikt, dass man jedem etwas Gutes tun will. Aber gerade das Bauen, das so eine langfristige Entscheidung ist für eine Kulturlandschaft, hätte man schon viel früher in zentrale Hände legen und eine Raumplanung machen sollen.

Ein Teil des 30-köpfigen Teams von Holzbau Hirschböck
Ein Teil des 30-köpfigen Teams von Holzbau Hirschböck © Doris Sporer

In ökologischen Belangen wird heftig über Einfamilienhäuser diskutiert. Wo sehen Sie die Zukunft?

Das Einfamilienhaus hat schon ein bisschen einen schlechten Ruf. Es ist aber nicht gestorben, es wird immer Einfamilienhäuser geben, aber nicht mehr die Menge von früher. Von 100 Prozent ist die Zahl derzeit auf 30 Prozent gesunken. Das wird sich auch wieder erholen – aber nur ein bisschen. Man wird einfach, wie eingangs gesagt, vorhandene Ressourcen nützen.