Sie weiß nichts über das Weltgeschehen, für Politik und Wirtschaft interessiert sie sich schon gar nicht, und generell steckt sie immer mit dem Kopf in den Wolken oder im Internet: die Jugend. Aber so weitverbreitet Vorurteile dieser Art auch sind, umso weniger scheinen sich diese zu bewahrheiten, wenn man Jugendliche nur einmal zu Wort kommen lässt.

Genau darum geht es im Steirischen Jugendlandtag: Den Ideen, Wünschen und Anliegen junger Menschen einen Raum zu geben, diese einzuholen und gegebenenfalls auch weiterzudenken. Zwei Treffen im Zuge dieses Projekts gab es in der vergangenen Woche auch in Mürzzuschlag und Bruck. Aber was beschäftigt die Jugend im Mürztal?

In Mürzzuschlag beschäftigen Jugendliche vor allem die Auswirkungen der Inflation. "Bei meinen Freunden merke ich, dass wir alle sehr knapp bei Kasse sind, und es ist schwierig, wenn wir zum Beispiel nach Graz fahren, sind die Sachen dort schon teuer, genauso wie die Fortbewegungsmittel dorthin", sagt Fabian (16) vom Gymnasium Mürzzuschlag. Auch Dominik (17) bereiten die aktuelle Wirtschaftslage und der gesellschaftliche Umgang Sorgen: "Ich finde es besorgniserregend, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht. Mir kommt auch vor, dass sich sehr wenige Stimmen von Armen angehört werden." Anja (15) vom Borg Kindberg wünscht sich mehr Gehör, speziell für junge Menschen: "Ich finde, dass die Stimme von Jugendlichen zu wenig gehört wird. Zum Beispiel werden schulische Entscheidungen von immer älteren Leuten gefällt werden. Jugendliche können einfach nicht mitreden, die das aber gerade erleben."

Auch beim Treffen in Bruck sind sich junge Menschen bewusst, was ihnen wichtig ist. "Bildung, Gesundheit und Umwelt", so bringt es Laura-Carolin (17) vom Gymnasium Kapfenberg auf den Punkt. Auch Maximilian (15) von der Forstschule Bruck beschäftigen die Möglichkeit einer guten Ausbildung und Engagement für die Umwelt. "Es macht einem natürlich Sorgen, wenn man hört, dass irgendwann die Welt untergeht", so die 19-jährige Philosophie-Studentin Lara. Sie sieht auch Verbesserungsbedarf in der Bildungspolitik. "Ich finde, dass viel fehlt, was wir späteren Leben wirklich brauchen können."

Auch das politische Verständnis um die Arbeit des Landtags soll durch das Projekt geschult werden, hier in Sitzungssaal in Bruck
Auch das politische Verständnis um die Arbeit des Landtags soll durch das Projekt geschult werden, hier in Sitzungssaal in Bruck © Reinprecht

Es zeigt sich immer wieder, dass die Probleme und Anliegen, die junge Menschen bei den Treffen des Jugendlandtags einbringen, direkt aus ihren eigenen Lebenswelten stammen."Wir sehen bei den Treffen, dass Jugendliche konkrete und auch realistische Wünsche und Ideen haben", sagt Eva Rosenkranz von der Fachstelle für Kinder-, Jugend- und BürgerInnenbeteiligung Steiermark. Aber nicht nur Ideen sind vorhanden, sondern auch die Bereitschaft sich einzubringen, bei den beiden Treffen in Mürzzuschlag am Mittwoch und in Bruck am Freitag nahmen insgesamt 70 Jugendliche teil, um ihre Anliegen zu vertreten.

Bernd Mehrl und Jakob Kramer von der Beteiligung Steiermark und Daniel Steiner von der Landentwicklung begleiteten das Treffen in Bruck
Bernd Mehrl und Jakob Kramer von der Beteiligung Steiermark und Daniel Steiner von der Landentwicklung begleiteten das Treffen in Bruck © Reinprecht

In der Vergangenheit war eines dieser Anliegen die Ausweitung des Top-Tickets. Im Zuge des Jugendlandtags 2019 wurde die Forderung laut, das Top-Ticket auch für Studenten zu ermöglichen, danach wurde die Altersgrenze auf 26 erhöht. "Natürlich ist dieser Erfolg beim Top-Ticket nicht nur dem Jugendlandtag zu verdanken", erklärt Jakob Kammer von der Jugendbeteiligung Steiermark beim Jugendtreffen in Bruck, "aber er zeigt, dass die Anliegen junger Menschen Gewicht haben und Änderung bewirken können".

Video zum Vorbereitungstreffen des Jugendlandtags in Voitsberg