Bereits vor drei Wochen, löste sich beim Bagger-Spreng-Vortrieb im Semmering-Basistunnel auf 25 Metern Länge Gestein von der Decke, auch Schlamm strömte in den Tunnel. Ein Bagger wurde bis zur Fahrerkabine verschüttet, verletzt wurde niemand.

Dadurch entstand ein Hohlraum im Gestein, wodurch Lockermaterial so lange nachrutschte, bis im Wald an der Oberfläche ein zwölf Meter langes und acht Meter tiefes Loch entstand. Das Loch werde demnächst befüllt, so die ÖBB. Gefahr für Menschen habe zu keinem Zeitpunkt bestanden.
Die Mineure wussten, dass sie sich in einer technisch sehr heiklen Passage befinden, man hat daher die Tunnelschale mit dickeremSpritzbeton und tiefen Ankern im Gestein gesichert. Als man glaubte, dass diese heikle Zone bereits gemeistert sei, brach das Gestein ein. Wasser hatte das schottrige Gestein gelöst.

An dieser Stelle ist der Tunnel von Gloggnitz aus schon 3500 Meter im Berg, aber die Überdeckung beträgt nur 110 Meter. Laut Gerhard Gobiet, dem Projektleiter des Basistunnels, befinde man sich in einem „tunnelbautechnisch höchst anspruchsvollem Terrain“. Dies liege am Lockergestein und der geringen Überdeckung: „Solche Nachbrüche kommen häufiger vor, in dieser großen Dimension ist es aber ein Einzelfall.“

Laut Christopher Seif, Pressesprecher der „ÖBB-Infra“, wurden die Arbeiten an dieser Stelle vorläufig eingestellt. Die zweite Röhre wird weiter vorgetrieben, und da alle 500 Meter ein „Querschlag“ zwischen den beiden Röhren besteht, wird die Stelle dann von dort aus saniert. Seif: „Ein weiterer Vorfall ist an dieser Stelle unwahrscheinlich, das Material ist zur Ruhe gekommen.“

Die „Alliance for Nature“ weist darauf hin, dass sie von vornherein strikt gegen den Tunnel gewesen sei. Vor allem der Wasserhaushalt des Berges sei durch den Tunnel höchst gefährdet. Die „Alliance“ zitiert einen (ungenannten) Gloggnitzer, der von vier versiegten Quellen und einem versiegten Brunnen spreche. Die ÖBB weisen das zurück: „Eine Viehtränke ist – wie prognostiziert – schon vor dem Ereignis ausgetrocknet.“ Die Quellen würden laufend an 500 Stellen gemessen, „die Eigentümer werden ständig über den Wasserstand informiert“. Bedenken seien auch jetzt nicht angebracht.

Keine weiteren Einbrüche

Weil die Überdeckung immer höher wird, sollte es keine derartigen Einbrüche mehr geben. Auebachtal und Fröschnitztal, beide besiedelt und mit geringer Überdeckung, wurden bereits erfolgreich unterfahren. In Grassberg und Otter, wo die „Alliance“ ähnliche Vorfälle befürchtet, könne es laut ÖBB nicht zu Einbrüchen kommen.

Hat dieser Einbruch Auswirkungen auf das Gesamtprojekt? Seif: „Alle anderen 13 Vortriebe laufen ungestört weiter, der Zeitverlust an dieser Stelle wird etwa drei Monate betragen, auf den gesamten Zeitplan hat das keine Auswirkungen.“

Und die Kosten? „Solche Ereignisse sind grundsätzlich in den Gesamtkosten abgebildet.