Es ist ihm gelungen, praktisch ein ganzes Tal in der Steiermark (von der Industriestadt Kapfenberg bis Mürzzuschlag) zum Klingen zu bringen, tausende Kinder für Musik zu begeistern", rühmte Nikolaus Harnoncourt den steirischen Musikpädagogen Ernst Smole. In seiner Laudatio auf den von ihm auserwählten Preisträger sparte der Weltstar aber auch nicht mit Kritik an jenen, die der von ihm als preiswürdig erachteten "Mürztaler Initiative von Ernst Smole" Knüppel zwischen die Beine werfen. "Er ist seit geraumer Zeit dabei, seine musikpädagogischen Kenntnisse und Erkenntnisse in die Tat umzusetzen: Frühkindliche Musikerziehung, leichter Zugang dazu für alle - oft gegen erhebliche Widerstände der üblichen gleichgültigen Pädagogik und der nicht selten kunstfremden Politik."

Exemplarisches. Harnoncourt, der den ihm vom Kanton Zürich zum 70. Geburtstag geschenkten Preis heuer zum vierten Mal vergeben hat, sieht in Smoles Arbeit Exemplarisches: "So wie hier kann man die Kunst als Lebensquelle lehren, lernen und begreifen, und sehen, was die Initiative und Strahlkraft eines Einzelnen bewirken kann."

Integration. Ernst Smole will das Preisgeld von 20.000 Schweizer Franken (12.400 Euro) zur Förderung begabter und bedürftiger Mürztaler Musikschüler(innen) mit Migrationshintergrund verwenden. "Durch gemeinsames Musizieren entsteht Integration zwangsweise, sie ist beim gemeinsamen Musizieren überhaupt nicht zu verhindern!"

Kampf. Der Direktor der Johannes-Brahms-Musikschule Mürzzuschlag kämpft seit langem hartnäckig, aber erfolglos um ein gemeinsames Pädagogik- und Organisationsstatut der steirischen Musikschulen. Den Besuchern seiner Schule will er "ein Maximum an Nutzen" bieten. Angeregt durch den großen deutschen Komponisten Hans Werner Henze, dessen "Mürztaler Werkstatt" den "steirischen herbst" zierte, will er nicht nur Instrumentalkenntnisse vermitteln, sondern "musikalische Bildung insgesamt, die sich weitgehend der Prüfbarkeit im traditionellen schulischen Sinn entzieht."

Schule des Hörens. Konsequent hat er den üblichen Musikschulbetrieb auf den Kopf gestellt: "Regelmäßig öffentlich solistisch aufzutreten, ist nicht das ein Privileg einiger weniger, sondern per Statut verbrieftes Recht aller Schüler". Sehr wichtig erscheint ihm auch eine Schulung des Hörens: "Die Musikrezeption, das Erlernen der Kulturtechnik des Konzertbesuchs, ist ein fixer Bestandteil des Curriculums." 2005 hat Nikolaus Harnoncourt ein Konzert des 227-köpfigen (!) Mur-Mürztaler-Jugendsinfonieorchesters dirigiert. "Die hier angewandte Pädagogik begeistert die Kinder und führt sie zugleich zu großem Können", stärkt er Smole den Rücken: "Macht weiter so im Mürztal"!