Begonnen hat es in Salzburg: Der gebürtige Grazer Siegfried Nerath organisierte ein Wirtschaftsforum für Führungskräfte. Als Mann der Wirtschaft wusste er, dass viele Führungskräfte abends derart mit Pflichtterminen zugepflastert sind, dass sie bei zusätzlichen Terminen sehr wählerisch sind. Warum sollte man also nicht etwas am Morgen organisieren? Da sind alle frisch und ausgeruht und kommen womöglich lieber.

Die Idee sprach sich bis zur Industriellenvereinigung in Wien herum und Nerath bekam vom Tarbuk-Autohandelskonzern den Auftrag, so etwas auch in Graz zu veranstalten: „Es war ein voller Erfolg, schon dort haben mich mehrere Firmenchefs angesprochen, die auch so etwas wollten. Das Wirtschaftsfrühstück war geboren“, erzählt Siegfried Nerath rückblickend.

Vom Smalltalk zum Umsatz

Das war vor genau 20 Jahren, im April 2004. Wie viele Wirtschaftsfrühstücke er seitdem organisiert hat, weiß Nerath nicht genau, „aber mehr als 500 waren es auf alle Fälle“. Zu Beginn hat er auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt, ob aus dem Netzwerken beim Frühstück auch tatsächlich Geschäfte entstanden sind: „Ich kam auf einen Umsatz von mehr als einer Million Euro, für die die ersten Kontakte bei den Wirtschaftsfrühstücken geknüpft worden sind.“

Das Konzept ist denkbar einfach: Ein Unternehmen oder eine Gemeinde treten an Nerath heran und geben bekannt, wann sie ein Frühstück veranstalten wollen. Dann wird bis ins kleinste Detail besprochen, welche Kunden, Geschäftspartner und Politiker eingeladen werden und wie es ablaufen soll: „30 Leute sind die Obergrenze, darüber wird‘s unübersichtlich. Und was besonders wichtig ist: Niemand soll sitzen, denn da bewegt sich nichts, die Besucherinnen und Besucher sollen ja mit verschiedensten Menschen reden, vor allem mit jenen, die sie noch nicht kennen.“

Ein Wirtschaftsfrühstück kürzlich in Leoben, ganz rechts Siegfried Nerath (helles Sakko)
Ein Wirtschaftsfrühstück kürzlich in Leoben, ganz rechts Siegfried Nerath (helles Sakko) © K.K.

Langatmige Vorträge sind für Nerath ein absolutes Tabu, die Grußworte durch die Unternehmer und höchstens einen Politiker – meist der Bürgermeister – werden knapp gehalten, damit genug Zeit zum Netzwerken bleibt. Wer das Wirtschaftsfrühstück veranstaltet, kann je nach Zielrichtung ganz unterschiedliche Menschen einladen, aber bei der Organisation hat Sigi Nerath das Sagen.

Seinen Job beschreibt Nerath so: „Die Geschäftswelt ist ein Knäuel. Ich löse dieses Knäuel auf und führe die Enden zusammen“, schmunzelt er. Mittlerweile ist er auch stark in der Obersteiermark aktiv, hat viel in Bruck gemacht, vor Kurzem in Kindberg und Leoben, auch in Mürzzuschlag, Eisenerz und bald auch im Ennstal gibt es Wirtschaftsfrühstücke made by Siegfried Nerath.

Mit 81 ist noch lange nicht Schluss

Im Sommer feiert er übrigens seinen 81. Geburtstag, aber das ist noch lange kein Grund für ihn, aufzuhören: „So lange ich gerade gehen kann, so lange mache ich es auch“, lacht der elastische Senior. Einen Nachfolger erhofft er sich in einem Mitarbeiter, der ihm die EDV und andere technische Dinge abnimmt. Mittlerweile kam aber auch schon eine Forderung seiner Frau: „Sie meint, ich darf es nicht so lange machen wie Johannes Heesters. Den mussten sie schon auf der Bühne stützen und er hörte trotzdem noch nicht auf.“