Das stattliche Bürgerhaus auf dem Kapfenberger Koloman-Wallisch-Platz war einst das Rathaus. Danach beherbergte es jahrzehntelang die Stadtapotheke. Es folgten kurze Gastspiele des Teehauses Pöllabauer, der Konditorei Handl und eines Kurzzeit-Mieters, bevor im März 2014 endlich eine Mieterin gefunden wurde, die gekommen ist, um zu bleiben: Sabine Dietre, seit 26 Jahren selbstständige Wirtin.

„Mein Vater ist Italiener, meine Mutter Tirolerin. Von ihm habe ich das Temperament, von ihr die Bodenständigkeit und die Ausdauer. Das ist eine gute Mischung, wenn man sich in der Gastronomie behaupten will“, erzählt sie.

Diese Ausdauer hat sie bewiesen, seit sie vor genau zehn Jahren mit ihrem „Dolce & Caffiano“ vom Europaplatz auf den Kapfenberger Hauptplatz gesiedelt ist: „Damals haben mir Vertreter der Stadt diesen Standort zur Pacht angeboten, und es ist ja wirklich ein sehr schöner Standort für ein Kaffeehaus“, so die Betreiberin. Am Freitag, dem 22. März, feiert sie in ihrem Lokal das zehnjährige Bestehen, und sie hofft auf viele Gäste, die mit ihr feiern.

Einst das Kapfenberger Rathaus, dann eine Apotheke und seit genau zehn Jahren das „Dolce & Caffiano“
Einst das Kapfenberger Rathaus, dann eine Apotheke und seit genau zehn Jahren das „Dolce & Caffiano“ © Franz Pototschnig

Es gibt auch allen Grund, bei diesem Jubiläum die Korken knallen zu lassen. Die letzten zehn Jahre waren sowohl für die Gastronomie als auch für die Innenstädte nicht leicht. Ein Gastro-Betrieb in einer Innenstadt hat daher mit beiden Problemen zu kämpfen, wie auch Dietre bestätigt: „Als ich das Café übernommen habe, gab es rundum die verschiedensten Lokale. Viele haben mittlerweile aufgehört.“

Die Wirtin muss während des Gesprächs immer wieder aufspringen und im Service helfen, denn das „Dolce & Caffiano“ ist an diesem Vormittag sehr gut besucht: „Uns gibt es noch, weil wir enorm viele Stammgäste haben, Laufkundschaft gibt es hier so gut wie gar keine mehr“, erläutert Dietre, während sie ein Frühstück zubereitet. Und was ist ihr Geheimnis? „Wir haben einen großartigen Kaffee, selbst gemachte Mehlspeisen, italienisches Spezialeis aus der Südsteiermark und auch sonst nur erstklassige Ware. Erst gestern lieferten wir 400 Brötchen für ein Buffet.“

Belebung der Altstadt als übergeordnetes Ziel

Es gibt aber noch einen zweiten, ebenso wichtigen Grund für die vielen Stammkunden: „Wir haben seit Jahren dasselbe Personal, und wir sind alle so, wie wir sind. Wir sind authentisch und verstellen uns nicht, wir sind freundlich, aber auch ehrlich“, schmunzelt sie. Von vielen Gästen kennt man schon die Wünsche,

Von der Stadt Kapfenberg wünscht sie sich, dass die angekündigte Belebung der Innenstadt auch wirklich kommt: „Es gibt jetzt viele Bemühungen, Wohnungen zu schaffen und wieder Betriebe anzusiedeln.“ Sie wünscht sich mehr Veranstaltungen auf dem Hauptplatz, und dass in Zentrumsnähe schon bald eine Fachhochschule für Pflege errichtet wird, freut sie sehr. Schließlich werden dort in einigen Jahren 220 junge Menschen studieren, vielleicht auch in der Altstadt wohnen. Sabine Dietre: „Das bringt mit Sicherheit junge Leute in die Stadt. Hoffentlich auch in mein Café. Darauf freue ich mich schon.“