In der Nacht auf Montag gab es in St. Ilgen (Gemeinde Thörl, Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) ein großes Feuer. Ein Wohnhaus, das etwas abgelegen lag, stand bereits in Vollbrand, als die Einsatzkräfte um etwa zwei Uhr in der Nacht anrückten. 70 Florianis kämpften mit 20 Fahrzeugen und einer Vielzahl an Ausrüstung, um der Flammen in dem steilen Gelände Herr zu werden – allerdings vergeblich, das Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Von den Bewohnern des Hauses, einem älteren Paar, fehlt jede Spur. Am Dienstag war nicht nur die Brandgruppe des Kriminalamtes, sondern auch Polizeihunde vor Ort. „Leichen- und Brandmittelspürhunde waren im Einsatz und haben mehrmals angezeigt“, erklärt Polizeisprecher Markus Lamb. Entsprechend wurden Proben genommen, die jetzt gerichtsmedizinisch untersucht werden. „Das dauert nun seine Zeit“, so Lamb. Mit Ergebnissen ist in wenigen Tagen zu rechnen.

Die Gerüchteküche in der Umgebung des niedergebrannten Hauses brodelt unterdessen. Ein aufgelöstes Mietverhältnis und das in sich gekehrte, zurückgezogen lebende Paar geben Anlass zu Spekulationen. „Nach bisherigem Ermittlungsstand kann nichts bestätigt werden. Die Begleitumstände geben Hinweise auf einen Suizid, es rückt in greifbare Nähe“, so Lamb. Auszuschließen ist aber derzeit noch nichts und es wird ermittelt. „Wir haben es hier mit einem dreistöckigen Vollholzhaus zu tun, das niedergebrannt ist. Wir haben es mit Schutt und Asche zu tun, die ausgewertet werden müssen“, erklärt Lamb die Gegebenheiten. Entsprechend sind keine augenscheinlichen Rückschlüsse auf menschliche Körper möglich. „Mit dem Gerücht, wir hätten Leichenteile sichergestellt, kann ich aufräumen. Das ist nicht der Fall“, so Lamb. Die Suche in der Brandruine ist abgeschlossen.

Kilometerweit sichtbar

Alarmiert hatten die Einsatzkräfte Passanten, die auf den Brand – den man kilometerweit sah und der von manchen für ein verfrühtes Osterfeuer gehalten wurde – aufmerksam wurden.

Die Nachlöscharbeiten dauerten bis in den späten Montagvormittag an
Die Nachlöscharbeiten dauerten bis in den späten Montagvormittag an © Freiwillige Feuerwehr St. Ilgen

Im Ort gibt es verschiedene Theorien über den Verbleib der Personen, die dort gewohnt haben dürften. Es soll sich um einen über 80-jährigen Mann und seine Frau gehandelt haben, die sehr zurückgezogen lebten. Wobei sie in bestimmten Kreisen durchaus als begeisterte Alpinisten bekannt waren, die sich vor allem im Hochschwab-Massiv perfekt ausgekannt haben.

Gerüchte über Räumungsklage

In der Gemeinde ist auch von einer Räumungsklage die Rede, das Paar hätte dieser Tage das Haus verlassen müssen. Manche mutmaßen auch, dass sie sich in die Berge zurückgezogen haben könnten. Bei der Polizei verweist man das in den Bereich der Spekulation. Man warte die Auswertung der Proben ab.

Selbst wenn die Gerüchteküche in der Gemeinde kocht, bittet die Polizei um Geduld. „Die Brandermittler haben ihre Arbeit eben erst aufgenommen, die Feuerstelle ist gerade ausgekühlt“, hieß es am Dienstag. In der Tat war die Brandbekämpfung sehr umfangreich und zog sich bis in den späten Montagvormittag. „Als die ersten Feuerwehrleute nach der Alarmierung eingetroffen sind, war das Wohnhaus bereits verloren und stand komplett in Flammen“, erzählt Daniel Krenn, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr St. Ilgen.

Großtanklöschfahrzeug im Einsatz

Die Einsatzkräfte der neun herbeigerufenen Wehren sicherten in weiterer Folge zuerst ein noch intaktes Nachbarobjekt und den umliegenden Wald gegen die Flammen ab, ehe man sich dem brennenden Holzhaus widmete. „Wegen des unwegsamen Geländes hat man sich gegen eine Löschleitung aus dem Tal entschieden und stattdessen einen Pendelverkehr zum Großtanklöschfahrzeug der Betriebsfeuerwehr Böhler hergestellt“, erklärt Krenn die Vorgehensweise.

Bis ungefähr elf Uhr vormittags war man mit den Nachlöscharbeiten beschäftigt, „danach haben wir bis 17 Uhr noch die Beamten der Polizei bei den Sucharbeiten unterstützt“, berichtet Krenn. Bisher blieben diese allerdings ohne Erfolg. Im Ort besteht laut Bürgermeister Günther Wagner nach wie vor eine gewisse Unsicherheit: „Die ganze Bevölkerung diskutiert, man hat das Feuer von allen Richtungen gesehen. Aktuell bleibt uns aber nur, das Ergebnis der Untersuchung abzuwarten.“