Mit sanftem Druck sticht Peter Franciscus Toriser in der Werkstatt mit dem Hohleisen grobe Späne aus dem noch recht klobigen Stück Fichtenholz. Es staubt, aber es duftet - nach Wald. Eingekringelte Späne rieseln zu Boden, auch auf der Hobelbank bilden sich langsam winzige Häufchen. Dass aus dem noch recht unförmigen Stück Holz später einmal Melodien wie die der Kleinen Nachtmusik erklingen sollen - noch völlig unvorstellbar.

Dazwischen liegen aber auch noch rund 150 Stunden Arbeit, erklärt Toriser: "Jetzt lege ich einmal ganz grob die Wölbung an. In diesem Schritt geht es darum, dort Material wegzunehmen, wo zu viel ist." Noch ist überall zu viel - viel zu viel. Übrig bleiben darf nämlich nur wenige Millimeter dicke Holzschicht, die später die Decke seiner Violine bilden wird.

"Nie gedacht, das zu tun, was ich heute tue"

Ein kleiner Handwerker sei schon immer in ihm gesteckt, erinnert sich der 36 Jahre alte Geigenbaumeister zurück: "Ich habe als Kind schon gerne Sachen repariert. Aber niemals hätte ich daran gedacht, das zu tun, was ich heute tue - obwohl ich mich schon immer mit Musik beschäftigt habe, aus einer musikalischen Familie komme und einige Instrumente spiele. Mit etwa fünf Jahren habe ich angefangen herumzuklimpern. Jetzt ist das Cello mein Hauptinstrument." Aufgewachsen im Norden Niederösterreichs, verschlug es Toriser nach der Matura in die Großstadt. Nach Wien, wo er zunächst jene Laufbahn verfolgte, die eher seine Eltern für ihn vorgesehen hätten, wie er meint: "Ich habe knapp zwei Semester lang Medizin studiert. Der Druck war mir aber zu groß."

Viele Studentenjobs und ein Reinschnuppern in das Studium der Musikwissenschaften später landete er in Hallstatt - um Urlaub zu machen. Unwissend sei er dort in einen Ausstellungsraum einer Holzfachschule spaziert. Beim bloßen Erzählen beginnen seine Finger ein wenig zu zappeln und die Augen zu glitzern - womöglich auch deshalb, weil er in Hallstatt Jahre später seine große Liebe kennengelernt hat.

Aufgeregt erzählt er weiter: "Als ich den Raum dort betreten habe, hat mich der Moment getroffen wie ein Blitz. Dieses Erlebnis war sehr prägend, ich habe plötzlich ein intensives Bedürfnis verspürt, Geigen bauen zu lernen", schwärmt Toriser. Gesagt, getan. Praktisch von einem auf den anderen Tag hat er die Wohnung in Wien gekündigt, sein Auto verkauft und ist nach Hallstatt gezogen - um dort die vierjährige Ausbildung in der Holzfachschule zu starten und diese mit der Gesellenprüfung abzuschließen. Wenige Jahre und Jobs im In- wie auch Ausland später folgte die Meisterprüfung.

In St. Stefan die Ruhe und Natur gefunden

Mittlerweile hat Toriser von der groben zur viel feineren Fingerhobel gewechselt. Als ob der anfallende Holzstaub nicht achtlos bloß zu Boden fallen möchte und insgeheim schon einer stummen Melodie folgt, tanzen die feinen Staubpartikel wie wild vor Torisers Nase in der Luft herum. Die übrigen Holzreste wischt der Geigenbaumeister beiseite und positioniert eine Wölbungsschablone am Holzstück. Speziell bei der Geigendecke und dem Geigenboden sei die richtige Wölbung - Längs- wie Querwölbung - entscheidet für den Klang. "Das Faszinierende ist für mich die Geige als Gesamtkonzept - wie sie in Form und Funktion zusammenpasst. Es ist die Vielzahl an Kleinigkeiten, die die Geige ausmachen. Geheimnis gibt es keines."

Die Antwort auf die Frage, wie es ihn aber nun aus dem hohen Norden zum Mittelpunkt der Steiermark verschlug, ist kurz: "Der Liebe wegen", sagt er und strahlt bis über beide Ohren. Außerdem habe er Ruhe und Natur gesucht, und all das in seiner neuen Heimat, St. Stefan, gefunden. Am Tisch neben der Hobelbank liegt eine Geige, die sich Toriser greift, und sagt: "Die hat meine Freundin, Sarah Kolland, gebaut." Sie ist Tochter der Tischlerei Leitner in St. Stefan, wo sich Toriser im Juni mit seinem Meisterbetrieb in einer kleinen Werkstatt angesiedelt hat und dort Streichinstrumente baut und repariert.