Gut versteckt haben die Kinder der Volksschule Traboch an diesem frühen Vormittag offenbar ihre innere Aufregung. Nur freudige Erwartung blitzt in ihren Augen, während sie auf den Beginn der Nikolausmesse in der Trabocher Kirche warten. "Wir sind schon ziemlich gespannt, wie die Wahl des Kinderbischofs ausgegangen ist. Wir haben dafür ein Kind gewählt, das, wie der Bischof Nikolaus, viel Gutes tut. Das Ergebnis wird jetzt bekannt gegeben", erklärt der neunjährige Bernhard Judmaier aus Madstein.

Wahl. Als der Gottesdienst mit Pfarrer Martin Schönberger beginnt, macht sich leise Nervosität breit. Diese erreicht ihren Höhepunkt, als Monika Brottrager-Jury, Religionslehrerin und Initiatorin der Kinderbischof-Wahl, jene acht Kinder aufruft, die am häufigsten nominiert und aus denen der Kinderbischof gewählt wurde. Vor dem Altar stehen schließlich Kathrin Köck, Hanna Reicher, Bernhard Karpf, Robin Krasnici, Vanessa Gruber, Michael Bacher und Andre Reiter. Ein Bub ist leider krank.

Gute Art. "Ich habe euch gebeten, nachzudenken, wer von euren Klassenkameraden durch seine gute Art besonders viel Licht und Freude in euer Leben bringt, genau wie es Bischof Nikolaus getan hat - ich weiß bereits das Ergebnis der Wahl", schmunzelt Monika Brottrager-Jury geheimnisvoll, ein Raunen geht durch die Bankreihen. "Michael, du bist es", verkündet sie. Der neunjährige Michael Bacher aus der vierten Klasse strahlt. Von Pfarrer Schönberger werden das rote Messkleid, Bischofsmütze, Hirtenstab und das Jesuskreuz abgelegt und Michael übergeben, der darin stolz die Fürbitten verlesen darf. "Michael wird nun für ein Jahr unser Kinderbischof sein und immer wieder ins Pfarrgeschehen eingebunden werden. Am 6. Jänner werden wir ihn zum Beispiel als Festbischof zu unserem Gottesdienst einladen", erklärt Brottrager-Jury.

Tradition. Die ursprünglichen Wurzeln dieser Tradition liegen Jahrhunderte zurück: "In Klöstern übernahmen Kinder einmal im Jahr die Rolle ihrer geistlichen Lehrer, wobei auch ein Kinderbischof gewählt wurde. Diese Tradition möchten wir wiederbeleben, weil sie unter anderem zu einem guten Klassenklima und sozialen Verhalten beiträgt. Dadurch, dass sich die Kinder Gedanken darüber machen, wer ihnen Gutes tut, werden ihre eigenen guten Eigenschaften gestärkt. Die Kinder waren von der Wahl eines Kinderbischofs begeistert", so Brottrager-Jury.

Hilfsbereit. Michaels Schulkameraden freuen sich über das Wahlergebnis. "Wir haben ihn gewählt, weil er immer für uns da ist. Er hilft, wenn sich jemand beim Lernen oder den Hausaufgaben nicht auskennt", erzählen Michael Süss, Florian Leitner und Chiara Kirschen. Michael selbst hat mit diesem Wahlergebnis nicht gerechnet. "Als ich meinen Namen gehört habe, war das aber ein sehr schönes und ehrenvolles Gefühl. Ich bin neugierig, was ich als Kinderbischof alles zu tun habe, und ich werde sicher weiter hilfsbereit sein, weil es einfach schön ist, anderen zu helfen", sagt der neunjährige Madsteiner überzeugt.