Der steirische Landesrechnungshof hat in seinem jüngsten Bericht die Maßnahmen des Landes im Bereich Pflege angesichts demografischer Entwicklungen als "nicht ausreichend bis ungeeignet" kritisiert. Mangels Daten gebe es keinen Gesamtüberblick. Daher sei die prekäre Situation bei Pflege- und Betreuungsberufen durchaus hausgemacht. FPÖ, NEOS und KPÖ sehen sich in ihrer teils jahrelangen Kritik bestätigt. Fachleute forderten am Mittwoch eine Reform.

Laut einem Bericht des ORF Steiermark sagt Christa Lohrmann, Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaften an der Medizin-Uni Graz, dass bei Ausbildungsfragen in den vergangenen Jahren Chancen vergeben worden seien. So sei etwa das 2011 eingeführte Bachelor-Studium der Pflegewissenschaften mit der Novelle des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes 2016 gestrichen worden, anstatt eine Übergangsfrist bis 2024 zu nutzen.

"Wir hätten gerade in diesen letzten Jahren einige Hundert Absolventinnen und Absolventen gut ausbilden können. Der Rechnungshof hat ja festgestellt, für eine hochwertige Versorgung braucht es einen 'Skill Mix' und gut ausgebildetes Personal, sei es als Pflegeassistenz, als Fachassistenz oder mit einem Masterabschluss. Aus meiner Perspektive ist es bedauerlich, dass wir diese Chance nicht nutzen haben können", sagte Lohrmann.

Verwirrung um Ausbildung

Marianne Raiger, Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, schlägt eine Informationsstelle vor und spricht von "Wildwuchs in der Ausbildung": "Ob Pflegefachassistenz oder Diplompflegefachkraft oder als Ausbildung an der FH – es gibt sehr große Verwirrung auch in der Bevölkerung, wo man seine Ausbildung durchführen soll."

"Wenn man den Umstieg auf Pflegeberufe fördert und zum Beispiel die Ausbildungskosten übernommen werden, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Es braucht allerdings auch die Gewissheit, besonders für Umsteigerinnen und Umsteiger, dass sie sich ihren Lebensunterhalt weiterhin leisten können", sagt Nora Tödtling von der Caritas Steiermark, die rund 800 Personen in der Pflege beschäftigt. "Eine diesbezügliche Finanzierung muss von den Verantwortlichen während der Ausbildung garantiert werden. Dadurch wird der Zugang für Interessierte deutlich leichter und niederschwelliger."

Bei der Caritas stehe man vor dem Problem, dass das eigene Ausbildungszentrum aus allen Nähten platze. Man warte schon seit über einem Jahr auf die Finanzierungszusagen der öffentlichen Hand, um das Haus in der Grazer Grabenstraße ausbauen zu können.

Viele Baustellen

Der Landesrechnungshof hat mit seinem am Dienstag vorgelegten Prüfbericht offene Baustellen freigelegt: "So konnten von der zuständigen Abteilung keine konkreten Aussagen zum derzeitigen Personalstand in den Pflege- und Betreuungsberufen bzw. zu den in den jeweiligen Versorgungsstrukturen fehlenden Berufsgruppen getätigt werden. Auch über die Anzahl an Ausbildungsplätzen gibt es derzeit keine exakten Angaben." Das führe laut Prüfbericht zu einer inkongruenten, unpräzisen und unvollständigen Datenlage, welche eine zielorientierte Steuerung nicht zulasse.