Damit es noch einmal klargestellt sei: Das Coronavirus wird über 5-G-Sendeanlagen verbreitet. Am Ende ist die Covid-Erkrankung aber nicht schlimmer als eine normale Saisongrippe. Schon viel gefährlicher ist Bill Gates, der die Menschheit mithilfe seines Impfprogramms via Mikrochips überwachen möchte. Das, obwohl Impfungen generell wirkungslos sind. Ein Faktum, das uns die Medien seit Jahrzehnten gezielt verschweigen.

Falls Sie jetzt gähnen müssen, könnte das daran liegen, dass Corona-Verschwörungstheorien wie die oben angerissenen seit Monaten in ermüdender Frequenz auftauchen. Sie halten sich hartnäckig, pflanzen sich über soziale Netzwerke und Internetforen fort und existieren inzwischen in den unterschiedlichsten Varianten. Das Phänomen an sich ist kein neues, nur der konkrete Anlass, der plötzliche Ausbruch einer Pandemie, ist eben ein besonders fruchtbarer Nährboden für gewagte bis völlig abstruse Erklärungsversuche. Man kennt das auch aus anderen Bereichen. Dankbares Biotop für „alternative Wahrheiten“ ist seit vielen Jahren das Thema des Klimawandels. Wer es nicht glaubt, muss im Internet nur nach dem Wort „Klimalüge“ suchen und wird mit mehr als 100.000 Suchergebnissen belohnt, die mitunter zu Seiten mit den abenteuerlichsten Theorien über die Erderwärmung führen. Das englische Äquivaltent „climate hoax“ fördert sogar knapp zehn Millionen Treffer zutage. Den dahinterstehenden Erzählungen ist zumeist gemein, dass sie die realen Umstände zur Unkenntlichkeit vereinfachen und aus diesen Vereinfachungen fragwürdige bis falsche Schlüsse ableiten.

Grundsätzlich überrascht das nicht. Je komplexer und vielschichtiger eine Sachlage, desto besser gedeihen einfach gestrickte Erklärungsmuster – ob sie nun zutreffen oder nicht, tut dabei wenig zur Sache. Die Psychologie kennt den Effekt: Der Mensch giert nach klaren, leicht verständlichen Wirklichkeitsbildern, die helfen, die immer verworrener werdende und schwieriger zu erfassende Welt in Richtig-Falsch-Schablonen zu pressen. Dazu gesellt sich die Attraktivität vermeintlich exklusiver Einsichten, die anderen bisher nicht zuteil geworden zu sein scheinen. Es gehört zu den Funktionalitäten des menschlichen Verstandes: Einmal von einer Idee angetan, wird fortan alles ausgefiltert, was kognitive Dissonanzen erzeugen, also der Idee zuwiderlaufen würde. Wahrgenommen wird fortan nur noch, was dem eigenen Standpunkt zu stärken scheint. Das unterscheidet derartige Verschwörungstheorien strukturell von seriöser Wissenschaft: Sie lebt vom Gegenteil, nämlich vom ständigen Versuch, gerade erzielte Ergebnisse zu falsifizieren und sie erst für gültig zu erklären, wenn der Versuch misslingt. Für die Vereinfacher sind derartige Zugänge höchst unattraktiv.

So kommt es, dass ein Phänomen, das man vor zwei Jahrzehnten hauptsächlich aus den USA kannte, inzwischen längst auch in Europa Fuß gefasst hat: Ein gar nicht so kleiner Anteil von Menschen (laut manchen Umfragen bis zu zehn Prozent) glaubt heute nicht daran, dass der Klimawandel existiert. Noch mehr sind der Ansicht, dass bei der Erderwärmung, so es sie doch geben sollte, kein Zusammenhang mit dem Treibhausgasausstoß besteht. Ironischerweise haben diese Standpunkte zur selben Zeit an Terrain gewonnen, in der die wissenschaftliche Evidenz zum Klimawandel massiv gewachsen ist. Das bedeutet nicht, dass das Klimasystem mit all seinen Wechselwirkungen und Komplexitäten ausreichend ergründet wäre. Weite Teile der Klimaforschung sind nach wie vor mit großen Unsicherheiten behaftet – von der Auswirkung der Erwärmung auf die Bildung von Hurrikans bis zum Erreichen diverser Kippunkte. Doch zum grundsätzlichen Antrieb der Erhitzung und den prinzipiellen Folgen besteht in der Forschungswelt heute kein Zweifel mehr.

Die Desinformanten ficht das freilich nicht an. Sie mixen einen bunten Cocktail aus lückenhaften Informationen, Logikfehlern und Verschwörungsmythen, um daraus ein Amalgam des Zweifels zu gewinnen, dessen Kernessenz das Bild vermittelt: So genau weiß eigentlich keiner, was beim Klimawandel Sache ist, während alternative Theorien einen höheren Grad an Sicherheit bieten. Wie das funktioniert, hat das Portal klimafakten.de auf Basis der Erkenntnisse des amerikanischen Forschers John Cook anschaulich in Form einer Illustration verewigt:

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Zum Download bitte klicken © klimafakten.de

Was die Klimaforschung zusätzlich schwer fassbar macht: Klimabedingungen drücken sich im täglichen Erleben als Wetterereignisse aus. Allerdings ist es nur schwer möglich, von einem einzelnen Extremereignis direkt auf die Erderwärmung rückzuschließen. Einem internationalen Forscherteam ist das nun allerdings in Hinblick auf die extreme Hitzewelle in Sibirien gelungen. Seit Monaten herrschen dort Durchschnittstemperaturen, die fünf Grad über dem Mittel liegen, die Spitzen erreichten zuletzt gar 38 Grad Celsius. Statistisch würde eine derartige Wärmephase ohne den Faktor des Klimawandels höchstens alle 80.000 Jahre auftreten, errechneten die Wissenschaftler mithilfe von Computersimulationen. In einem Klima, das nicht durch den Ausstoß von Treibhausgasen erwärmt wurde, wären Zustände, wie sie derzeit in Sibiren vorherrschen, „fast unmöglich“, folgerte das Team rund um Hauptautor Andrew Ciavarella vom britischen Wetterdienst Met Office.

Das Risiko ähnlicher Hitzewellen steigt demnach auch in anderen Teilen der Welt. Ob man das glaubt oder doch lieber leugnen möchte, hat darauf leider keinerlei Einfluss.