Herr Wilczynski, darf man als Torschützenkönig der besten Liga den Anspruch erheben, auch der beste Offensivspieler der Welt zu sein?
KONRAD WILCZYNSKI (lacht): Das bin ich sicher nicht, weil man das nicht nur auf die erzielten Tore reduzieren kann. Man muss seine Leistungen immer wieder bestätigen. Außerdem bleibt mir keine Zeit, diesen Erfolg richtig zu genießen. In zehn Jahren kann ich mich dann darüber freuen.

Was sind neben dem Leistungsdruck die größten Unterschiede zwischen der deutschen und der österreichischen Liga?
WILCZYNSKI: In Deutschland muss man immer kämpfen. Egal, ob es um den Titel oder gegen den Abstieg geht. Die Liga ist ausgeglichen, nicht so wie in Österreich, wo zwei, drei Vereine um den Titel spielen. Außerdem sind in Deutschland die besten Spieler der Welt engagiert.

Woran mangelt es in der österreichischen Liga?
WILCZYNSKI: Der Stellenwert in der Öffentlichkeit muss sich steigern. Viele Leute kennen nicht einmal die Regeln. Die Vereine müssen vermehrt junge und heimische Spieler einsetzen und sich nach oben orientieren. Sie geben sich aber mit dem Klassenerhalt zufrieden. Die Marke Handball muss sich neu definieren.

Inwiefern?
WILCZYNSKI: In Deutschland etwa wird in riesigen Hallen und nicht in Turnsälen vor 200 Leuten gespielt. Handball wird zum Event gemacht, das dann nicht nur Handballfans besuchen.

Aber es fehlt in Österreich doch auch an jungen Spielern?
WILCZYNSKI: Im Alterssegment zwischen 17 und 20 Jahren gibt es Probleme. Viele entscheiden sich für das Fortgehen oder auch das Studium. Da sind die Vereine gefragt. Oft fehlt es auch an Idolen.

Die EM 2010 in Österreich wäre die Chance, etwas zu ändern.
WILCZYNSKI: Wir müssen konstant gute Leistungen bringen, um die Zuseher in die Hallen zu locken. Beim Fußball etwa ist das einfacher. Da reichen oft ein, zwei gute Spiele und schon ist eine Euphorie entfacht.

Mit dem Sieg im Frühling gegen Deutschland hat Österreich schon einen Teil dazu beigetragen . . .
WILCZYNSKI: Mit einem Sieg gegen Deutschland ist man noch keine Weltklassemannschaft. Aber wir sind gut genug, um zu überraschen. Wir werden immer stärker und können jetzt beim Vier-Nationen-Turnier in Graz sicher auch ein, zwei Siege einfahren.

Ist das der Erfolg von Trainer Dagur Sigurdsson?
WILCZYNSKI: Er hat frischen Wind gebracht und das Bestmögliche herausgeholt. Sein Motto ist ,Qualität, nicht Quantität'.