Die Umfragen zeigen, dass die SPÖ mit Werner Faymann wieder den Bundeskanzler stellen kann. Das ist der Stoff, aus dem die roten Träume sind. Mehr als 2000 Genossen aus der ganzen Steiermark gaben sich beim Wahlkampfauftakt der steirischen SPÖ in der Schwarzl-Halle nahe Graz der Vorfreude hin und erlebten eine laut-laue Künstler-Show, einen angriffigen Spitzenkandidaten und einen wieder glatt rasierten Franz Voves.

Von Faymann angetan. Die steirischen Sozialdemokraten hatten noch nicht viele Gelegenheiten, sich mit Faymann vertraut zu machen. Die, die ihn schon öfter erlebt haben, sind allerdings angetan: In dem Maß, in welchem die rote Wahlmaschinerie zu laufen beginnt, scheint sich auch das rednerische Können des neuen Vorsitzenden zu verbessern. Die ÖVP wird ausnahmslos als "kalt und herzlos" dargestellt, sie ist auch der einzige Reibebaum. Die Pensionsautomatik, Wilhelm Molterers Warnung vor zu hohen Lohnforderungen, sein Zögern bei der Steuerreform, das wird angriffig als schwarze Generalattacke auf die Taschen der Arbeitnehmer und Pensionisten angeprangert. Und angetrieben von den Umfragen sowie der guten Stimmung, welche die steirischen Organisatoren erzeugen konnten, richtete Faymann den ÖVP-Oberen für den 28. September aus "Die werden sich wundern!"

Bier, Eierspeise und dröhnende Musik. Franz Voves und seine Partei waren sichtlich bemüht, Faymann eine Bühne zu bieten, an der nichts auszusetzen ist: Bei Bier zur frühen Stunde, einer Eierspeise, dröhnender Musik - bei der sich viele ältere Genossen verzweifelt die Ohren zuhielten, aber dennoch tapfer ausharrten- , bei Witzen, die nichts für Feministinnen sind, und bei muskulösen Körpern eines männlichen Artistenduos gab es für jeden Geschmack etwas.

Überschwängliches Lob. Die Umsicht hat einen guten Grund. Voves wird in Wien argwöhnisch beäugt, seit er Anfang 2007 Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in einem öffentlich geführten Telefongespräch desavouiert hatte. War das doch der Anfang der innerparteilichen Demontage des damaligen SPÖ-Vorsitzenden. Die Erinnerung daran möchte der steirische SPÖ-Vorsitzende für immer tilgen, mit Faymann will er es sich nicht verscherzen. Das gelingt am besten mit überschwänglichem Lob. Die fünf Punkte gegen die Teuerung seien "die beste Taktik, die ich je gesehen habe". Und dann noch ein herzliches "Ich bin begeistert von Dir".

Kein Wort zu Magna. So geriet der Auftritt des steirischen Vorsitzenden ganz nach dem Geschmack aller Anwesenden. Der Landeshauptmann schilderte ein Land, in dem es offenbar keine Probleme gibt. Forschung, Infrastruktur, soziale Wohltaten, Bildung, die Schi-WM für Schladming - alles eine Leistung eines nicht näher definierten "Wir", aber natürlich angeführt von der SPÖ. Bei so viel Selbstlob war es nur natürlich, eine Kleinigkeit wie 700 verlorene Arbeitsplätze bei Magna schlicht zu verschweigen. Man stelle sich die Attacken der SPÖ vor, dasselbe wäre 30 Tage vor der Wahl unter einem ÖVP-Landeshauptmann oder -Bundeskanzler passiert.