Je näher die Straßenbahn dem Ziel kommt, desto mehr Jugendliche nimmt sie auf. Am Hauptbahnhof steigen die Letzten zu. Sie klatschen einander ab. Bis zur Endstation "Reininghauspark" machen die zehn Burschen in der Bim laut auf sich aufmerksam. Einer tritt dem anderen in den Bauch, ein anderer spuckt grundlos auf den Boden. Bis auf den Speichel sind bis zum Ausstieg zumindest die Differenzen beseitigt.

So auffällig sie in der Bim waren, so ruhig bleiben sie an diesem Tag im Reininghauspark. Dieser wurde ja in diesem Sommer zum "Hotspot" von Jugendgruppen, die mit Beleidigungen und Steinwürfen gegen Anwohner sowie Vandalenakten auffielen.

"Es ist ein bisschen ruhiger geworden"

Die Kleine Zeitung fuhr an drei aufeinanderfolgenden Vorabenden nach Reininghaus. Krawall und Ärger blieb aus, viel mehr verbrachten die Kinder und Teenager ihre Zeit im Park mit Schaukeln, präsentierten vor ihren Kumpels TikTok-Tänze oder pumpten an den Calisthenics-Trainingsgeräten.

"Es ist ein bisschen ruhiger geworden im Vergleich zu Ende Juni", bestätigt auch Polizeisprecher Fritz Grundnig. Dennoch trudeln weiterhin in Regelmäßigkeit Anzeigen ein. Die Anrainer seien mittlerweile sehr sensibel.

In der mit Blühwiesen und Wasserfläche attraktiven Umgebung bei gleichzeitig geringer Frequentierung und der damit gefühlten Narrenfreiheit begründen Politik und Polizei die Auswahl des Reininghausparks als "Spielplatz" der Jugendgruppen in den vergangenen Wochen.

Wir treffen einige wenige Spaziergänger, die meisten führen ihre Hunde an der Leine aus. Einer berichtet, seit der verstärkten Polizeipräsenz sei im Park eigentlich nichts mehr los. Eine Anrainerin hingegen ärgert sich nach wie vor über Lärm bis in die Morgenstunden und anhaltenden Müllproblemen am Morgen.

Maßnahmen für "friedliches Miteinander"

Als Reaktion auf die Vorkommnisse richtete die Stadtpolitik einen Schwerpunkt in Reininghaus ein. Die Präsenz von Polizei, Ordnungswache und Jugendarbeit wurde zur Deeskalation der Lage verstärkt. "Alleine die mobile Jugendarbeit hatte in zwei Wochen 130 wichtige und klärende Gespräche mit den Jugendlichen vor Ort", zieht Jugendstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) ein erstes Resümee.

"Wir alle wollen diesen Konflikt vor Ort auflösen und für ein friedliches Miteinander im Stadtteil sorgen", sagt er. Es gebe deshalb weiteren Handlungsbedarf. Im Raum stehende Aktionen zielen nicht nur auf die Gruppe der Kinder und Jugendlichen ab, sondern sollen die gesamte Bevölkerung vor Ort miteinbeziehen.

Das Maßnahmenpaket reicht dabei von "Ansprechpersonen" für Bewohner und Jugendliche bis zu einem Jugendzentrum, das in der 2022 beschlossenen der Jugendstrategie der Stadt auch festgeschrieben ist. "Ein niederschwelliger Anziehungspunkt für die Jugendlichen vor Ort ist besonders wichtig", findet Hohensinner. Allerdings fehlen bislang die Budgetmittel dafür. Hohensinner fordert auch den Ausbau der mobilen Jugendarbeit. "Man sieht, dass die Mittel sehr gut investiert sind."