Vorsicht, Baum fällt! Seit Wochen löst dieser Ruf das Kreischen der Kettensägen ab, wenn der Stamm letztlich doch nachgibt. Sowohl in Graz als auch in den Umlandgemeinden wird in einem Ausmaß geschlägert wie schon lange nicht mehr. Stellvertretend dafür steht das Szenario auf der Ries: Auf dem Weg nach Graz könnte man meinen, ein Wirbelsturm habe gewütet – so viele Schneisen wurden geschlagen, so viele Baumstämme stapeln sich dort.

Also fragen sich Spaziergänger und Wanderer und prophylaktisch auch verunsicherte Schwammerlsucher: Was steckt hinter diesen massiven Schlägerungen? Die Antwort hat mit der seit Monaten vorherrschenden Trockenheit (wir berichteten) zu tun und damit auch mit dem mehr als nur lästigen Borkenkäfer – aber auch mit dem Umstand, dass der Holzpreis zuletzt stark in die Höhe geschossen ist. "Zum einen ist derzeit das Wetter natürlich ideal für die Waldarbeit. Auch, um Windwurf aufzuarbeiten", schickt der Grazer Stadtförster Peter Bedenk voraus. So gehört etwa das Kleinschneiden von Wipfelbrüchen zur sogenannten "Forsthygiene", um den Borkenkäfer halbwegs in Schach zu halten – denn ein erneut milder Winter hat diesem Käfer, der es ja vor allem auf Fichten abgesehen hat, in die Hände gespielt: Normalerweise wehrt sich der Baum, indem er den Eindringling mit Harz umschließt – wegen der Trockenheit fehlt es aber an Flüssigkeit zur Harzbildung. "Vom Borkenkäfer sind auch wir auf Grazer Stadtgebiet betroffen, am Buchkogel etwa", seufzt Bedenk.

Bernd Poinsitt, Waldverband-Geschäftsführer: "Der aktuelle Holzpreis wird länger Bestand haben. Man muss ihn aber auch mit Blick auf die Inflation sehen"
Bernd Poinsitt, Waldverband-Geschäftsführer: "Der aktuelle Holzpreis wird länger Bestand haben. Man muss ihn aber auch mit Blick auf die Inflation sehen" © Waldverband Steiermark

Der Stadtförster kennt aber noch einen weiteren Grund für das vielfach aufgeführte "Kettensägenmassaker" – und Bernd Poinsitt als Geschäftsführer des Waldverbandes Steiermark bestätigt ihn: Der Holzpreis kann sich derzeit wahrlich sehen lassen. So spricht der aktuelle "Holzmarktbericht" der Landwirtschaftskammer von bis zu 125 Euro pro Festmeter beim "Leitsortiment Fichte". Und davon, dass "die Nachfrage bei steigenden Schnittholzlagern weiterhin gut ist".

Waldverband-Chef Poinsitt aber relativiert diesen Preis: "In den vergangenen Jahren war der Import von Holz nur eingeschränkt möglich, im Gegenzug hat es bei uns eine Verknappung am Markt gegeben – bei einer gleichzeitig starken Nachfrage aus den USA, die man aber schon bedient hat. Das hat in der Branche schon für Verstimmung gesorgt." Nun habe sich die Lage normalisiert – samt Preis, den man laut Poinsitt mit Blick auf die Inflation und steigende Kosten für Waldbesitzer selbst sehen müsse. Daher geht er davon aus, "dass dieser Holzpreis länger Bestand hat".