Wie jemanden helfen, der sich nicht helfen lassen will? Muss es eine Stadt aushalten, wenn ein Obdachloser sein Lager quasi mitten am Hauptplatz aufschlägt und Schuhe, Flaschen, Schlafsack, Essen und mehr in einem Durchgang neben einem Geschäft stapelt? Diese Fragen beschäftigen nun bereits seit bald einem Jahr die Politik, Sozialarbeiter, die Grazerinnen und Grazer selbst sowie Touristen.

Immer wieder erreichen die Kleine Zeitung empörte Mails, warum niemand hilft oder warum man so etwas mitten im belebten Stadtzentrum zulässt. Bisher war das Motto: Vertreiben kann und will man den Mann nicht, man kann nur auf die Hilfsangebote hinweisen.

Kahr hat die Ordnungswache zum Aufräumen geschickt

Jetzt hat sich die Stadt aber gezwungen gesehen, einzugreifen: In Absprache mit Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und dem Sozialamt wurde die Ordnungswache aktiv. Das berichtet der "Grazer". Der Grund: Die hygienischen Zustände waren nicht mehr haltbar. Der Müll wurde immer mehr und lockte auch Ratten an.

Der Mann wurde aufgefordert, sein Lager zu räumen – genauer: aufzuräumen. Denn an einem anderen Ort will der Obdachlose sein Quartier offenkundig nicht aufschlagen. Dabei ist es wirklich eine Gratwanderung: "Sitzen darf er natürlich, aber ein Lager aufschlagen ist verboten", heißt es aus dem Amt von Bürgermeisterin Kahr. Wie eine Nachschau Sonntagvormittag allerdings zeigt: Das Lager ist noch da, aber aufgeräumter als zuletzt.

Viele Sozialeinrichtungen: Niemand muss in Graz auf der Straße leben

Klar ist auch: In Graz muss niemand auf der Straße leben. Hilfsangebote gibt es genügend, vom Vinzidorf angefangen bis hin zu zahlreichen anderen Sozialeinrichtungen. Der Mann hat bisher aber alle Angebote dieser Art ausgeschlagen.