Eines ist jedenfalls gelungen: Diese Werbekampagne hat Aufmerksamkeit erregt - allerdings stark negative. "Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht" oder "Älteres Personal einstellen lohnt sich nicht" oder "Ohne Matura kommst du nicht weit" - das steht Schwarz auf Gelb gut lesbar flächendeckend in der ganzen Stadt und stößt zahlreiche Menschen vor den Kopf.

Das Behindertenberatungszentrum Bizeps findet: Diese "unfassbar diskriminierende Werbung muss sofort weg", sagt Martin Ladstätter. Auch der Grazer Sozialstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) schüttelt den Kopf: "Da fühlen sich Betroffene diskriminiert - absolut nachvollziehbar". Kritik kommt selbst aus der Bundesregierung: Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) spricht von einer "verletzenden Werbung".

Billa zieht die Reißleine und löst Kampagne vorzeitig

"Das ist eine nationale Kampagne", erklärt dazu Ankünder-Chef Dieter Weber. In Graz werde das "über uns gestreut. Was ich weiß: Die Kampagne wird demnächst aufgelöst - und zwar in einem positiven Sinn".

Schließlich erreichte uns ein Foto aus Frohnleiten, das die Kampagne bereits auflöst - und ins Positive dreht. Billasteckt hinter dem kalkulierten Aufreger. "Wir haben bewusst Vorurteile thematisiert, die ungerecht, diskriminierend sind und wütend machen", heißt es seitens des Lebensmittelriesen. Man habe mittlerweile das Gespräch mit Behindertenverbänden gesucht. Und: "Bei Billa arbeiten über 660 Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen wie Lernschwierigkeiten oder chronischen Behinderungen in Märkten, in Lägern, im Onlineshop und in der Zentrale."

Mit einer Behinderung wirst Du gebraucht, heißt es in Teil 2 der Billa-Kampagne.
Mit einer Behinderung wirst Du gebraucht, heißt es in Teil 2 der Billa-Kampagne. © Ullrich

Der Verein Bizeps meinte noch Stunden davor: "Wie auch immer diese Kampagne  aufgelöst wird - ich habe das Gefühl, der Schaden ist angerichtet", findet Autorin Marlies Hübner für Bizeps. "Das, was Menschen ohnehin schon denken, wird bestätigt und brennt sich durch täglichen Sichtkontakt weiter ein."

Auch Herbert Winterleitner, der mit "Soziale Projekte Steiermark" seit Jahren um Inklusion kämpft, findet die Aktion "absolut unangebracht". Selbst wenn es gut gemeint sei, „was bleibt denn über, wenn man das liest? Mit so etwas spielt man nicht."