Als sich in ganz Europa die Arbeiterbewegung in Sozialdemokraten und Kommunisten spaltete, nahm Österreich eine Sonderstellung ein. Der Linken in der späten Habsburgermonarchie war es erspart geblieben, 1914 für oder gegen die Kriegskredite zur Führung des Ersten Weltkriegs stimmen zu müssen – der österreichische Reichsrat war zu dieser Zeit, seit März 1914, auf unbestimmte Zeit vertagt worden und sollte bis 1917 nicht mehr zusammentreten. So blieb der Sozialdemokratie die Gretchenfrage der Haltung zum Krieg zumindest offiziell erspart. Und während sich fast überall sonst nach 1918 Sozialdemokraten und Kommunisten heftig bekämpften, blieb die österreichische Arbeiterbewegung in einer Partei vereint. Die österreichischen Kommunisten, die mit ihren Roten Garden 1918 noch für Unruhe sorgten, errangen in der Ersten Republik nie einen Sitz im Parlament oder im Wiener Gemeinderat.