Graz ist eine besondere Stadt, keine Frage. Für Myriam Hendrickx aber, ist sie die Stadt mit der größten „Herzlichkeit und Großzügigkeit“. Die 56-jährige Holländerin schrieb der Kleinen Zeitung vor Kurzem ihren ganz persönlichen Liebesbrief an Graz.
Als Puppe durch Europa
1990 hatte Hendrickx einen Traum: einen Sommer lang durch Europa reisen und als Straßenkünstlerin das nötige Geld verdienen. Ihre Darbietung: tanzen wie eine Spieluhr-Puppe. Gesagt getan, baute sich die damals 25-Jährige „eine Holzkiste mit einer Drehscheibe, die an eine Autobatterie angeschlossen war“, wie sie schildert. Wenn die Scheibe in Bewegung kam, ertönte gleichzeitig eine Musik und die Ballerina schritt an ihr Werk. Myriam’s Music-Box war geboren.
Die erste Station der Tour war Graz, um ihre Vorführung auszuprobieren. Obwohl die Stadt für sie komplett neu war, wurde sie „von den Einwohnerinnen und Einwohnern von Graz vom ersten Tag an umarmt“.
Vom Bankbeamten bis zur Großmutter
Schon nach kurzer Zeit war Hendrickx in ganz Graz bekannt. Die Menschen sprachen sie auf der Straße, in Geschäften und in Lokalen an und gaben ihr für die Performance großzügige Spenden. Wenn sie in der Früh ihre Münzen tauschen wollte, „begrüßten mich bereits die netten Leute der Bank“, schwärmt sie in dem Brief. Außerdem durfte sie „den Akku der Music Box über Nacht in einem Café aufladen“ und bekam Schokolade, Blumen und neue Seidenhandschuhe von Passanten geschenkt.
Nach und nach bildete sich rund um „das Püppchen“ eine Stammkundschaft. „Alte Damen, Familien mit Kindern oder auch eine Großmutter mit ihrer Enkelin“, so die Holländerin. Für die Enkelin war die Straßenkünstlerin sogar ein Vorbild. Zu Hause soll sie versucht haben Hendrickx einen ganzen Tag lang nachzutanzen.
Die Sehnsucht nach Graz
Obwohl sie nach drei Wochen weiter durch Europa zog, kam sie am Ende des Sommers wieder in die Stadt an der Mur zurück. Ein Jahr später wiederholte sie ihre Tour und „als ich nach Graz zurückkehrte, wurde ich wie eine verlorene Tochter empfangen“, sagt die Straßentänzerin.
Da sie derzeit ein Buch über ihre Zeit als Straßenkünstlerin schreibt, sind all ihre Erfahrungen und Erlebnisse zurückgekommen. Und selbst nach über 30 Jahren denkt sie mit großer Freude an die liebenswerte Stadt Graz zurück und will sich bei all den Menschen bedanken, die ihren Aufenthalt so unvergesslich gemacht haben.
Barbara Veit