Vergangene Woche, am 30. Jänner, verstarb Universitätsprofessor DDr. Dr. h.c. mult. Ota Weinberger nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 89 Jahren.

Kritischer und toleranter Blick. Weinberger leitete von 1972 bis 1989 das Grazer Institut für Rechtsphilosophie. Durch sein unermüdliches Eintreten für einen kritischen und zugleich toleranten Blick auf die politischen Verhältnisse unseres Landes machte er sich, über den akademischen Rahmen hinaus, einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Er war steter Mahner, was das schwierige Verhältnis von Parteilichkeit, Rechtsstaat und Vernunft betraf. Unduldsam blieb er gegen alle Versuchungen des Fundamentalismus, Radikalismus und Populismus.

Schweres Leid. Denn der 1919 in Brünn (Brno) geborene Weinberger, der als Logiker und Rechtstheoretiker hohes Ansehen in der Fachwelt genoss, hatte unter den politischen Verhältnissen seiner Heimat lange Zeit schwer zu leiden. Er wurde als Jude zuerst von den Nazis verfolgt, dann, als engagierter Demokrat, von den Kommunisten unterdrückt. Trotz widrigster Umstände gelang es ihm, ein Rechts- und Philosophiestudium erfolgreich zu beenden und sich sogar zu habilitieren. Freilich musste er zwischenzeitlich als Schlosser arbeiten.

Kehrte nicht zurück. Während der Niederschlagung des Prager Frühlings im Jahre 1968 hielt sich Weinberger in Wien beim Weltkongress für Philosophie auf. Er kehrte nicht mehr in seine Heimat zurück, wo ihm neuerlich Verfolgung gedroht hätte. Erst viele Jahre später, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, wurde er rehabilitiert. 2004 verlieh ihm die Brünner Masaryk-Universität die Ehrendoktorwürde.

Ideale Gehalte. Wer Weinberger kannte, der sah sich einer Forscherpersönlichkeit gegenüber, deren Erkenntnisbemühen um ein realistisches Rechtsverständnis kreiste, das dennoch die idealen Gehalte und ethischen Prinzipien des Staates für unabdingbar hielt.