Laut den jüngsten Umfragen im Bund steigen die Werte für SPÖ und ÖVP. Sie waren immer gegen die Neuauflage der Koalition. Werden Sie jetzt eines besseren belehrt?
HERMANN SCHÜTZENHÖFER: Jetzt haben wird die Koalition und ich werde mit Sepp Pröll & Co. mit und ohne Umfragen konstruktiv zusammenarbeiten.

Glauben Sie, in der Opposition wären Sie schon weiter vorn?
SCHÜTZENHÖFER: Nein, aber nach der Beilegung des Streits ist das Hoch nur eine Beruhigungspille. Die Arbeit kommt erst.

Die Gemeinderatswahlen 2010 sind eine Art Probelauf für die Landtagswahl im Herbst. Was, wenn die ÖVP verliert? Steht dann wieder alles zur Disposition, inklusive Ihrer Person?
SCHÜTZENHÖFER: Nein, das muss man auseinander halten. Im übrigen sind wir nur 142 Stimmen vorne, und es wäre nicht das erste Mal, dass sich die Dinge umkehren. Aber natürlich ist es immer eine gute Motivation, wenn man vorne bleibt. <

Es geht ja nicht um die Schuldfrage, sondern es geht um die strategische Position am Beginn eines Landtagswahlkampfes. Eine gute Startrampe wäre eine Niederlage ja wohl nicht.
SCHÜTZENHÖFER: Wir haben zwei Drittel der Bürgermeister, die starke Bürgermeisterpartei bleiben wir in jedem Fall. Das ist selbst bei einem stimmenmäßigen Ergebnis, das die SPÖ vorne sieht, ein gutes Signal.

Hat sich Ihre Partei im letzten Jahr dem Ziel der Rückeroberung des Landeshauptmannes angenähert?
SCHÜTZENHÖFER: Die Mühen des Alltages sind aufreibend. Was ich sagen kann ist, dass es gelungen ist, die Partei davor zu bewahren, dass sie in Flügel zerfällt. Im Vorjahr hatten wir ein riesiges Hoch, bis hin vor den Sommer, und ein nicht unerhebliches Tief, das uns mit der Nationalratswahl mitgerissen hat. Das ist ja das Schwierige in der ÖVP insgesamt, dass zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt ein schmaler Grat ist, das kann von einer Sekunde zur anderen wechseln. Der Parteiobmann muss schauen, dass er nicht selber mit wackelt.

Wie sind Sie denn persönlich gestrickt? Sie sind am Tag nach dem Landeshauptmann geboren, Sie sind ein Fisch, wie er. Was verbindet Sie denn mit ihm?
SCHÜTZENHÖFER: Vielleicht sind wir beide sehr sensible Menschen. Ich merke das, wenn wir gemeinsam wo auftreten, wo es um soziale Gerechtigkeit, um Benachteiligungen geht. Wo wir Leute auszeichnen, die zum Beispiel ein Leben gerettet haben - da drückt's uns beide. Wir sind beide das, was man ein "Häferl" nennt.

Haben Sie persönlich das Gefühl, dass Sie sich verändert haben seit dem Jahr 2005?
SCHÜTZENHÖFER: Sagen wir so: Die Versuche, mich zu ändern, hat's gegeben. Wenn mich etwas irritiert hat, dann waren es externe Berater, die sagen: anderes Gewand, andere Haarfarbe, Nase ist leider auch breit, und so weiter. Ich habe mir mit 18 Jahren - da hatte ich ausgelernt, bin nach Graz gefahren - die erste Krawatte meines Lebens geleistet, ein graues Fischgrät-Sakko, eine blaue Hose. Und ich bin so geblieben.