"Hab ich heute große Schmerzen oder sind sie erträglich." Damit beginnt der Tag von Monika Stiplosek. Der erste Blick wandert dann zur Fotogalerie ihrer vier Enkelkinder, die beim Bett angebracht ist. Sind die Schmerzen nicht ganz so schlimm, könnte es ein schöner Tag werden. Ist auch das Wetter schön oder haben sich die Kinder zum Besuch angesagt, kommt fast so etwas wie Glück auf.

Brustkrebs. Monika Stiplosek hat Brustkrebs. Der linke Arm ist fest bandagiert. Metastasen wandern ihren Arm entlang. Sie erhält alle zwei Tage Chemotherapie, der Arm muss dann in einer mühseligen zweistündigen Prozedur neu einbandagiert werden. Das Helferteam kommt zu ihr ins Haus. Ebenso jemand vom mobilen Palliativteam, das die Medikamente für die Schmerztherapie einstellt. Die größte Stütze aber ist zuhause bei ihr, ihr Mann Maximilian Stiplosek. 37 Jahre sind die beiden verheiratet.

Böse Nachricht. 1999 hat es begonnen. Metastasen in der Achsel lautete der Befund. Ohne dass ein Primärtumor gefunden wurde. Nach Operation, Strahlen- und Hormontherapie ging es acht Jahre gut. "Ich kam zu dem Punkt, dass ich an Krebs überhaupt nicht mehr gedacht habe", schildert die heute 56-Jährige. Voriges Jahr im Juli bei einer Routineuntersuchung dann die böse Nachricht: Die Tumormarker sind wieder erhöht. "Furchtbar war das. Weil ich mir gedacht habe, ich bin gesund." Sie macht wieder alle Untersuchungen. Hautmetastasen werden sichtbar, ausgehend vom Brustkrebs, der nicht auffindbar ist.

Hoffnung. Monika Stiplosek wohnt mit ihrem Mann in einer Altbauwohnung im Westen von Graz. Eine Mineraliensammlung und asiatische Figuren zieren Regale des Wohnzimmers. Die drei Kinder sind schon erwachsen. Seit vier Jahren sind die Stiloseks Großeltern. "Das ist ein wunderbarer Lebensabschnitt, die vier Enkel sind so ein Freude", sagt Monika Stiplosek. Und sie geben Hoffnung in den schwersten Momenten.

Sterben. "Ich habe mich viel mit dem Sterben auseinander gesetzt. Jetzt zu sterben, wäre aber furchtbar." Es gehe ihr gar nicht so sehr um sich, sondern um die Hinterbliebenen. Tiefes Schluchzen bricht aus Monika Stiplosek. Das Schlimmste für sie sei die Vorstellung, die Enkelkinder nicht aufwachsen zu sehen. Zu versäumen, dass ihre Tochter, die noch keine Kinder hat, welche bekommt und sie selbst ist nicht mehr da, das setze ihr zu. "Ich möchte noch sehen, welche Kinder sie kriegt."

Besser. Derzeit gehe es ihr besser als in den letzten Monaten. "Ich habe auf der Onkologie erfahren, dass mein Tumormarker von 600 auf 200 gesunken ist und dass mein Blutbild so gesund ist wie bei einem gesunden Menschen." Die Hautmetastasen scheinen zurückzugehen. Das baue auf. "Ich hoffe, dass es so bleibt."

Verzweifling. Wochen zuvor war es noch anders. "Man ist verzweifelt, weil man sieht, es wächst und wächst. Man hofft immer und sieht dann aber, es ist wieder schlimmer geworden ist. Dann bricht man wieder zusammen", schilder Maximilian Stiplosek. Auch wenn es aussichtslos scheine, manchmal, helfe reden ganz viel. Und weinen auch. Und streicheln. Der 62-jährige pensionierte Architekt möchte aber besonders auf andere Helfer verweisen: Ohne die Hilfe der Ärzte auf der Grazer Onkologie, der Pflegehilfe und des mobilen Palliativteams wäre die Krankheit für die Familie vollends unerträglich. "Dort wird ganz ausgezeichnete Arbeit gemacht." Das Schlimmste wäre, mit der Krankheit allein zu sein. Die Hilfe vieler gibt zusätzliche Hoffnung.