Verstörende Zahlen und betroffen machende Einsichten liefert der norwegische Arzt Stein Husebö zum Thema Altern und Sterben. "Eine Welle älterer Menschen wird über uns hereinbrechen und vielfach sind wir nicht darauf vorbereitet", warnt Husebö, ein Spezialist der Palliativmedizin. Er wird am Freitag am 1. Südost-Österreichischen Hospiz- und Palliativtag in Graz referieren.

Tod hat keinen Raum. Das Sterben sei in die Institution Spital eingekehrt. "Wir tun so, als fände der Tod nicht statt", kritisiert Husebö. Denn der Tote verschwinde rasch im Kühlraum im Keller. Sterben und Tod als natürlicher Verlauf hätten keinen Raum. Auch aktuelle Zahlen für die Steiermark belegen das: Fast 49 Prozent sterben im Krankenhaus, lediglich 34 Prozent zu Hause. Werden aber etwa Krebskranke von mobilen Palliativteams betreut, sterben sie immerhin zu 50 Prozent zu Hause. In würdevoller Begleitung. Die Zukunft liefert dramatische Zahlen. "Die Anzahl der Über-65-jährigen wird in der EU bis zum Jahr 2040 um 50 bis 100 Prozent, jene der Über-80-Jährigen um über 100 Prozent und die der 90-Jährigen mit über 1000 Prozent steigen", weiß Husebö. Die Zahl der Demenzkranken in Österreich wird von zwei auf über vier Prozent ansteigen. Ein würdevoller Umgang in der letzten Lebensphase sei nicht garantiert. Österreich investiere zu wenig in den Langzeitpflegebereich. Norwegen lenkt 2,5 Prozent des Bruttosozialproduktes dorthin, hier sind es nur 0,7 Prozent.

Pflegekräfte. In Norwegen seien doppelt so viele Pflegekräfte tätig, hier setze man vor allem auf "technische Lösungen". Mehr als 20 Prozent der dementen Pflegeheimbewohner werden über eine Nahrungssonde ernährt, in Norwegen ist es nur ein Prozent. Zugleich seien demente Patienten bei uns punkto Schmerzmittel unterversorgt.