Ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPÖ erwartet der Spitzenkandidat der Volkspartei bei der Nationalratswahl. Die rund 300 Teilnehmer bei der Arena-Veranstaltung der Kleinen Zeitung in Graz - eine große Mehrheit davon dürften Stammwähler sein - gaben in einer Abstimmung klar zu erkennen, dass sie an einen ÖVP-Wahlsieg glauben. Noch deutlicher aber ihr Njet für den Fall, dass Molterer verliert: Dann dürfe es nicht zur Fortsetzung der Koalition mit der SPÖ kommen, ließ die Basis ihn wissen.

Schlagfertig. Der Vizekanzler und Finanzminister antwortete auf die Fragen der Kleine Zeitung-Redakteure Claus Albertani und Ernst Sittinger und des Politologen Peter Hajek überraschend schnörkellos und schlagfertig. Er überraschte, als er von einem Kurswechsel des SPÖ-Chefs Werner Faymann berichtete, der bei der Kleine Zeitung-Arena zuletzt erklärt hatte, nur mit einer ÖVP unter Josef Pröll regieren zu wollen. Nach einer Unterredung mit dem Konkurrenten habe er die Überzeugung "das ist vorbei".

Jede Partei "legitimiert". Ob die Fortsetzung der rot-schwarzen Koalition vorbei ist, konnte und wollte Molterer hin gegen nicht sagen. Das sei erst dann möglich, wenn gewählt wurde. Welche Zusammenarbeit dann machbar ist, hänge von den inhaltlichen Zielen der Parteien ab, die für eine Regierungsbildung in Frage kommen. Durch die Wahl ins Parlament sei jedenfalls jede Partei "legitimiert", vermied der ÖVP-Obmann erneut jede Festlegung.

Integrationsfrage. Die Ausländerfrage, bei der die ÖVP mit ihren Plakatbotschaften überrascht, ist für ihn primär eine Integrationsfrage. Der Unterschied zur FPÖ sei klar: "Ein ,Raus' werden Sie von mir nie hören." Konkret sieht er Handlungsbedarf, wenn jedes dritte Mädchen aus einer Ausländerfamilie - "mit Migrationshintergrund" - keine weiterbildende Schule oder Ausbildung absolviert: "Da schaue ich nicht zu." Dennoch warnte Politikforscher Hajek, dass die Parteilinie in der Ausländerfrage bei manchen Wählern nicht so gut ankomme.