Bürgermeister Siegfried Nagl und Vize Lisa Rücker haben es eilig. Die traditionelle Bilanz nach 100 Tagen wäre erst kommende Woche angestanden, sie wollten schon nach 2222 Stunden zurückblicken. Rücker benotet die Regierungsarbeit nach Schulnoten "mit zwei bis drei". SP-Chef Wolfgang Riedler ist deutlich kritischer: "Eine Vier mit Nachsicht."

Erfolge. Die teuren Eintrittspreise für die Grazer Freibäder waren jahrelang Zankapfel der Politik. Billigere Tarife wurden immer wieder gefordert, aber die Umsetzung gelang nie - bis zu Schwarz-Grün. Nun gelten für die Grazer Bäder tatsächlich neue, noch dazu billigere Tarife. Ein politischer Erfolg, den sich die neue Regierung zu Recht auf die Fahnen heften kann. Bei allen anderen Erfolgsmeldungen geht die Initiative auf die vergangene Legislaturperiode zurück. Die Elternförderung für Tagesmütter/-väter wurde im Juni eingeführt, aber schon 2007 im Gemeinderat abgesegnet. Ebenso die Annenstraße Neu.

Pleiten. Machtrausch - das wirft die Opposition der neuen Regierung vor. Bestes Beispiel: Der Aufsichtsrat der Graz AG. Schwarz-Grün begnügt sich nicht mit einer Mehrheit im Gremium, sondern wirft alle anderen politischen Vertreter hinaus. Ein ähnliches Bild gibt es in den anderen städtischen Gesellschaften. Ein zentrales Wahlversprechen der ÖVP hat gerade sechs Monate gehalten - das Einfrieren des Strompreises. Gestern musste Bürgermeister Siegfried Nagl zurückrudern, die Energie Graz fährt mit dem Preis um vier Prozent in die Höhe. Das Handy-Verbot bescherte Nagl Kommunikationsprobleme mit den Grünen.

Pläne. Auf die Autofahrer kommen weiter schwere Zeiten zu. Schwarz-Grün plant eine Ausweitung der grünen Zone, das Parken wird noch einmal teurer werden. "Wir werden uns bei den Preisen an den Tarifen beim öffentlichen Verkehr orientieren", so Vizebürgermeisterin Lisa Rücker. Details dazu sollen kommende Woche auf dem Tisch liegen. Generell wird mit dem Land an einem breiten regionalen Verkehrskonzept gearbeitet. Im Bereich der Fernwärme wollen ÖVP und Grüne kräftig in die Offensive gehen. Langfristig soll die Zahl an Haushalten, die mit Fernwärme versorgt werden, um die Hälfte steigen - von 40.000 auf 60.000.