Die Uraufführung in der Oper in Paris zählt zu den absoluten Träumen, die man als Komponist haben kann", freut sich Georg Friedrich Haas. Dank Gérard Mortier, des streitbaren Ex-Intendanten der Salzburger Festspiele und derzeitigen Opernchefs in der französischen Hauptstadt, erlebt die als Auftragswerk der Pariser Oper entstandene "Melancholia" von Haas im ehrwürdigen Palais Garnier ihre Weltpremiere und wird dann über Stavanger und Oslo bis Graz touren.

Steile Karriere. Zweifellos ein Höhepunkt in der steilen Karriere des in Graz geborenen Komponisten, der längst als einer der bedeutendsten Vertreter seiner Zunft gilt, dessen Musik in Japan ebenso erklingt wie in den USA. In Vorarlberg aufgewachsen, hat er in Graz bei Ivan Eröd und Gösta Neuwirth sowie in Wien bei Friedrich Cerha sein Handwerk erlernt. Sein Können gibt er nun selbst als pendelnder Pädagoge weiter, an der Grazer Kunstuniversität und an der Musikhochschule in Basel, wo er mit seiner aus Japan stammenden zweiten Frau seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat.

Berufung. Das Unterrichten bedeutet dem Vater einer Tochter, die am 10. Juni ihren zweiten Geburtstag feierte, mehr als Existenzsicherung: "Mittlerweile weiß ich gar nicht, ob nicht meine Karriere als Komponist sicherer ist als das österreichische Pensionssystem - aber es ist wunderbar, mit den Studenten zu arbeiten." Das Komponieren betrachtet Haas nicht als Beruf, sondern als Berufung: "Für mich ist Komponieren eine Form von innerer Notwendigkeit und bedeutet einen Zugang zur Transzendenz."

Subtile Mittel. Sein stilles, bescheidenes Wesen entspricht seiner Musik, die den Hörer nicht schockt, sondern mit subtilen Mitteln und persönlichem Stil in ihren Bann lockt.