Exakt 268 Euro für einen Ganztags-Kindergartenplatz und 128 Euro für die halbtägige Variante. Keine utopischen Summen, sondern Realität in Graz. In der Landeshauptstadt müssen berufstätige Eltern mit einem Familieneinkommen ab 3081 Euro nämlich am tiefsten im ganzen Bundesland in die Tasche greifen, wenn sie eine Betreuung für ihre Sprösslinge brauchen. Kein Wunder also, dass das Thema Gratiskindergarten, über dessen Finanzierung ab heute verhandelt wird auf offene Ohren stößt.

Belastung für das Geldbörserl. Aber auch in den ländlichen Regionen, wo der Elternbeitrag bei durchschnittlich 100 Euro für den ganzen Tag und 55 Euro für den halben liegt, wartet man schon auf die kostenlose Einrichtung. Denn: Die vorschulische Bildung belastet das Geldbörserl der Mittelschicht-Familien. "Als Flora noch in den Kindergarten gegangen ist und Fabian mit der Volksschule mit Nachmittagsbetreuung angefangen hat, hat uns die Betreuung für beide etwas mehr als 400 Euro im Monat gekostet", rechnet Karl Bäck vor. Der 49-Jährige Grazer und seine Lebensgefährtin Barbara Schmid stellen mit ihrem Verdienst im Mittelfeld.

25 Prozent des Budgets. Bäck ist mit 28 Wochenstunden als EDV-Trainer bei dem Sozialverein "atempo", Schmid ist halbtags als Beraterin ebenfalls im Sozialbereich tätig. Außerdem arbeitet der Familienvater noch freiberuflich, seine Lebensgefährtin ist nebenbei im künstlerischen Bereich tätig. "Mit unserem Nettoeinkommen waren wir in der sozialen Staffelung im oberen Drittel. Uns wurde kaum etwas vom Tarif nachgelassen." Inklusive Freizeitaktivitäten wie Chor und Turnverein war ein Viertel des Familienbudgets weg. dazu kamen noch rund 1000 Euro für Sommercamps. Die Großeltern konnten nicht auf die Kleinen aufpassen: Sie leben in Oberösterreich und in Vorarlberg.

Kostenlose Betreuung. Zwar geht die siebenjährige Flora seit einem Jahr in eine Volksschule, die finanzielle Belastung ihrer drei Kindergartenjahre hat Bäck aber noch gut in Erinnerung. "Ich bin zwar mit dem Angebot, das es in der Steiermark gibt, zufrieden. Aber ein Gratiskindergarten wäre schon etwas Tolles gewesen", resümiert er. Er wünscht sich aber, dass auch Schulkinder am Nachmittag eine kostenlose Betreuung in Anspruch nehmen können. Obwohl Flora wie ihr zehnjähriger Bruder inzwischen in die Volksschule geht, haben sich die Kosten nicht verändert: "Dabei muss jede Form von Bildung aus öffentlichen Mittel finanziert werden, auch wenn das höhere Steuern bedeutet.

Graz am teuersten. Zwar hat Graz mit bis zu 268 Euro den teuersten Tarif, aber auch in ländlichen Gemeinden müssen Eltern ordentlich zahlen. "Man muss bedenken, dass es nur in der Landeshauptstadt die soziale Staffelung gibt", erklärt Franz Schober, Leiter des Referats für Kinderbetreuung. Wohnt man also in einer Gemeinde mit einem hohen Tarif, wird es für jeden gleich teuer. In Hartberg etwa kostet der Ganztagesplatz 197 Euro. Einzige Vergünstigung: 52 Euro pro Monat werden vom Land beigesteuert. Aber nur dann, wenn man nicht mehr als 700 Euro netto verdient. Lebt man an einem günstigen Ort wie etwa in Weng im Gesäuse (der halbe Tag kostet 54,12 Euro) steigen die Eltern, die die Förderung bekommen, fast mit null Kosten aus: "Der Fairness wegen muss man sagen, dass Kinder aus finanziell prekären Hintergründen bereits gratis betreut werden."