Herr Präsident, wie gefällt Ihnen die neue Linie der ÖVP in Sachen Estag?
JOCHEN PILDNER-STEINBURG: Ich verstehe es nicht. Die Estag darf als Unternehmen nie ein Politthema werden. Besonders in einer Situation, wo der Strompreis ja tatsächlich ein Thema ist bei uns allen. Darunter leidet die Bevölkerung genauso wie wir Unternehmer. Es ist notwendig, eine Lösung zu finden, die die Preise wieder runter gehen lässt, aber das geht nur, indem man gemeinsam eine vernünftige Energie-Strategie entwickelt.

Für die Landeshauptmann Franz Voves zuständig ist?
PILDNER-STEINBURG: Da kann sich die ÖVP nicht darauf ausreden, dass das eine Angelegenheit des Beteiligungsreferenten ist. Wir als Sozialpartner, inklusive Landwirtschaftskammer und Arbeiterkammer, haben uns da jetzt abgesprochen, übrigens schon vor zehn Tagen. Nachdem von der Politik gar nichts kommt, weder von SPÖ noch von ÖVP, werden wir uns jetzt mit unseren Fachleuten dazu setzen und eine Strategie für dieses Land ausarbeiten. Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung beschäftigen sich schon lange mit diesem Thema.

In welche Stoßrichtung soll das gehen, im Unterschied zu jetzt?
PILDNER-STEINBURG: Es muss eine weitere Privatisierung geben, bei Beibehaltung der Sperrminorität, damit wir zusätzliche Partner kriegen, ohne die wir im Wettbewerb nicht bestehen können. Mit einer vernünftigen Mannschaft kann man auch im Produktionsbereich wieder etwas erreichen, mehr Eigenständigkeit erlangen. Es wäre im übrigen auch betriebswirtschaftlich ein Wahnsinn, aus der Estag 500 bis 600 Millionen Euro für einen Rückkauf der Anteile zu nehmen. Die Folge wären 30 Millionen pro Jahr Zinsverluste.

Haben Sie sich mit ÖVP-Chef Schützenhöfer ausgetauscht?
PILDNER-STEINBURG: Das für mich überraschende war ja, dass wir mit diesem Thema gar nicht befasst wurden. Ich behaupte aber, dass wir etwas davon verstehen. Wir haben unsere Bestürzung brieflich sowohl Voves als auch Schützenhöfer mitgeteilt. Voves hat uns sofort zu einem Gespräch eingeladen, die Wirtschaftskammer, die sich ebenfalls gemeldet, hat, soviel ich weiß, auch. Von Schützenhöfer haben wir bis heute keine Antwort und keine Einladung zu einem Gespräch.