Es ist, als wäre mit dem Wahlerfolg in Graz ein Ruck durch die ganze Partei gegangen: Beim Neujahrstreffen der steirischen ÖVP-Mandatare aus Land und Bund im Teichalmgebiet sah man nur glückliche Gesichter rund um Hermann Schützenhöfer und Wilhelm Molterer. Es blitzt wieder auf, das alte Selbstvertrauen der Funktionäre einer Mehrheitspartei, selbst wenn es, wie Schützenhöfer selbst immer wieder betont, noch ein weiter Weg ist bis zur Wahl 2010.

Lockerheit. Auch der Parteiobmann selbst gönnt sich ein Quäntchen Lockerheit: Erstmals schloss er nicht mehr aus, dass seine Partei schon in zwei Jahren zur Rückoberung des Amtes des Landeshauptmannes ansetzen könnte.

Gleiche Strategie. Eine Änderung der Stimmung, aber keine in der Strategie: "Wir wissen, was wir zu tun haben, nachdem wir in Graz gesehen haben, was passiert, wenn der Erste vom Zweiten in Ruhe gelassen wird", hatte Schützenhöfer gleich nach der Wahl bilanziert. Graz hat bewiesen, dass es fatal für den Zweiten ist, wenn er den Ersten in Ruhe lässt."

Funke Hoffnung. Schon zum dritten Mal traf man sich in St. Kathrein am Offenegg: 2006, unmittelbar nach dem Desaster der letzten Landtagswahl, überwog Tristesse, ein Jahr später ließ das Erreichen der Stimmenmehrheit im Land bei den Nationalratswahlen wieder einen Funken Hoffnung aufkommen, heuer startet man endgültig neu durch. Die Themen Familie, Gesundheit und Arbeitsplatz rückt man in diesem Jahr ins Zentrum der politischen Arbeit auf dem "weiß-grünen Weg".

Schulterklopfen. Dem Grazer Wahlsieger Siegfried Nagl wurde ausgiebig auf die Schulter geklopft, der Vizekanzler ließ sich anstecken von der Stimmung. 2010 wird nicht nur im Land, sondern auch in den steirischen Gemeinden und im Bund gewählt. Molterer gab die Parole aus: "Wir wollen die Nummer 1 werden, im Land und im Bund, weil wir uns zutrauen, das Land gut zu führen. Wir wollen und wir können auch siegen." Der Grazer Wahlerfolg sei tatsächlich ein "Turboeffekt", der durch die ganze ÖVP gehe.

Schwarz-grünes Bündnis. Auf die Frage, die im Moment vorrangig die Beobachter interssiert - ob es in Graz zu einem schwarz-grünen Bündnis kommen könnte - fand der Vizekanzler eine bemerkenswerte Antwort: "Ich glaube, dass die Ernüchterung über eine große Koalition schon sehr groß geworden ist." Schützenhöfer hatte schon am Montag kein Hehl daraus gemacht, dass die schwarz-grüne Variante für ihn Charme hätte, dauerhaft wolle er jedoch auch keine anderen demokratisch gewählten Parteien ausgrenzen, was nichts daran ändere, dass die Äußerungen Susanne Winters unverzeihlich gewesen seien.