Sie kommen nach dem Sieg in Sofia als Top-Favorit zum Big Air nach Graz, was darf man sich am Samstag von Ihnen erwarten?
STEFAN GIMPL: Ich erwarte mir von mir selbst nie etwas. Was sich die anderen erwarten, kann ich nicht beeinflussen. Ich bin aber topmotiviert und werde mein Bestes geben.

Stammt die niedrige Erwartungshaltung aus der Boarder-Philosophie, wo der Spaß im Vordergrund steht?
GIMPL: Ich boarde nicht, weil ich mir dadurch etwas erwarte, sondern weil es mir Spaß macht. Wäre die Rampe in meinem Garten, würde ich heute nachmittag raus gehen und springen. Dass ich damit Geld verdiene ist ein glücklicher Zufall.

Hat sich Ihre Einstellung auch durch den Air&Style 1999 in Innsbruck geändert, als Sie gewonnen haben und im Gedränge sieben Menschen umgekommen sind?
GIMPL: Ja, sicher. Das war der schwärzeste Moment meiner Karriere. Da wurde mir klar, dass im Leben alles sehr schnell gehen kann und dass es wichtigere Dinge gibt als zu gewinnen.

Sie haben auf den Europacup verzichtet, während ihn Flo Mausser und die meisten anderen als Training genutzt haben.
GIMPL: Ich war in Davos trainieren und brauche einen Tag Pause. Das bringt das Alter mit sich.

Wie lange wird man Sie in der internationalen Szene noch sehen?
GIMPL: Keine Ahnung. Es ergibt sich irgendwann eh von selbst, dass die Jüngeren besser sind. Ich könnte mir auch vorstellen mit jungen Talenten zu arbeiten. Auf jeden Fall möchte ich zeigen, dass man auch mit weit über 30 noch Freestyle-snowboarden kann.

Dazu braucht man aber auch Glück. Von schweren Verletzungen sind Sie verschont geblieben?
GIMPL: Ja, Gott sei Dank. Am Meniskus bin ich ein paar Mal operiert worden. Das klassische Boarderleiden sind die Kreuzbänder - die sind bei mir noch heil.

Die schlimmsten Schmerzen?
GIMPL (lacht verlegen): Das waren Schmerzen, die nur Männer haben können. Aber da will ich nicht zu sehr ins Details gehen.

Ist der Job als Snowboarder aus finanzieller Sicht erstrebenswert?
GIMPL: Mit denselben Erfolgen im Golf oder Tennis hätte ich natürlich ausgesorgt. Aber für mich ist es einfach der beste Beruf überhaupt. Boarden ist meine Leidenschaft. Das Gefühl in der Luft, oder bei einem perfekten Trick kann man sich mit Geld nicht erkaufen.

Mit Handicap 7 sind Sie ja auch ein guter Golfer. Wäre das nicht eine Karriere nach der Karriere?
GIMPL (lacht): Nein, ich spiele ja kaum noch Turniere. Und außerdem werde ich immer schlechter.

Wie lange würde denn ein ambitionierter Hobby-Boarder brauchen, um sicher über eine Schanze wie in Graz springen zu können?
GIMPL: Gerade hinunter springen kann man bald einmal. Es kommt halt immer darauf an, was man in der Luft macht. Ein Hobby-Schifahrer kommt eine Abfahrt auch hinunter. Er braucht nur ein bischen länger als die Rennfahrer.

Sind Sie am Ablauf eigentlich auch noch nervös, oder ist das wie wenn sie ein Glas Wasser trinken?
GIMPL: Nein, auf keinen Fall. Ein bisschen Nervosität und Adrenalin gehören einfach dazu, auch um sich besser zu konzentrieren. INTERVIEW: GEORG MICHL, KLAUS MOLIDOR