Ich habe meine Freundin getötet, deswegen bin ich hier. Und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht damit schlafen geh', an dem ich nicht damit aufsteh'." Während erste Impressionen der Justizanstalt Graz-Karlau über den Bildschirm flimmern, erklingt die nachdenkliche Stimme eines Mannes. Der Insasse redet offen über seine Tat, über das Leben im Gefängnis, über seine Zukunft.

Filmische Dokumentation. Derart eindringlich beginnt die filmische Dokumentation der beiden Steirer Rafael Starman und Christian Thomas Hain über die Grazer Karlau, die zweitgrößte Justizanstalt Österreichs. Den ergreifenden Film legten die 20-Jährigen als Abschlussarbeit an der Grazer Ortweinschule, Fachrichtung Audiovisuelles Mediendesign, vor. Unterstützt von den Lehrern Wolfgang Scherz und Enrico Jakob ist den Maturanten ein Film gelungen, "der aus dem Leben gegriffen ist und sehr direkt zeigt, wie der Strafvollzug bei uns abläuft", so Oberst Franz Hochstrasser, der Leiter der Strafanstalt Karlau.

Über das Leben im Gefängnis informiert. Die Idee dazu kam von der Gefängnisleitung selbst - weil man die vielen Anfragen nach Führungen einfach nicht mehr bewältigen konnte. "Mit dieser tollen Dokumentation, die übrigens auch an den höheren Schulen in Graz gezeigt wird, können wir die Bevölkerung über das Leben in der Justizanstalt informieren. Der Strafvollzug ist ein Stiefkind der Gesellschaft, vielleicht kann der Film dazu beitragen, sein Ansehen zu heben", hofft Hochstrasser. In der einstündigen Dokumentation werden auch kritische Fragen und Probleme (Drogen, Sexualität) ohne Tabu angesprochen, "und das ist gut so, wir wollten ja keinen Werbefilm", versichert der Oberst.

17 Stunden Rohmaterial. Fünf Monate lang haben Rafael aus Kornberg und Christian aus Donnersbach fast 17 Stunden Rohmaterial hinter Gittern gedreht. "Jedes Mal, wenn wir wieder aus dem Gefängnis rauskamen, fühlten wir uns wie neugeboren", erinnert sich Christian an die Stunden im Knast. Jetzt verstehe man besser, was es bedeutet, eingesperrt zu sein. "Man hat ja die Vorstellung, im Häfen geht's jedem super - das stimmt aber nicht. Das Schlimmste ist, dass einem das Recht genommen wird sich frei zu bewegen", meint Rafael. Bei den Dreharbeiten habe man auch zwischenmenschlich viel gelernt, "es war eine tolle, lehrreiche Erfahrung".

Große Vorbilder. Mit dem Virus Film haben sich die beiden Steirer schon früh infiziert, die Regisseure Quentin Tarantino (Christian) und David Fincher (Rafael) sind die großen Vorbilder. Während Rafael in Zukunft "unbedingt etwas in Richtung Film" machen will, schlägt Christian an der TU Graz mit der Studienrichtung Software-Entwicklung einen neuen Weg ein. "Aber das Medium Film bleibt mein zweites Standbein." Wer weiß, vielleicht werden uns die zwei Talente auch in Zukunft mit bewegten Bildern bewegen.