Mehr als ein halbes Jahr soll ein 34-jähriger Grazer einen Schüler (13) mit Alkohol und Cannabis gefügig gemacht und ihn sexuell missbraucht haben. Vorigen Freitag kam es zur Verhaftung durch die Kripo, die das zu laxe Jugendamt kritisiert: Denn die Mutter hatte das Amt bereits am 24. April über ihren Verdacht informiert, die Sozialarbeiter verzichteten aber vorerst auf eine Anzeige.

Anzeige am 3. Mai. Stattdessen schickte das Jugendamt die verzweifelte Mutter zum Verein "Rettet das Kind", der sie mit psychosozialer und rechtlicher Beratung dazu brachte, am 3. Mai Anzeige zu erstatten. Was für Unruhe sorgt: Das Jugendamt hätte die Kripo frühestens am 15. Mai eingeschaltet, mehr als drei Wochen nach Bekanntwerden des Verdachts. Erst dann hätte das sechsköpfige "Anzeige-Prüfungsteam" getagt.

Nagl fordert Aufklärung. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) forderte gestern einen Bericht vom Jugendamt an und verspricht "lückenlose Aufklärung". SP-Sozialstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl weist jede Kritik zurück: "Mein Amt hat alle fachlichen Standards eingehalten. Es ist wichtig, dass die Mutter die Eigenverantwortung übernimmt. Dass sie Anzeige erstattet hat zeigt, dass es gut gelaufen ist."