GRAZ. Bach-Passionen sind in Graz fixer Brauch in der Fastenzeit. Umso lobenswerter ist es, dass Herbert Bolterauer in seiner Reihe "Abendmusiken an der Mariahilferkirche" sich der selten aufgeführten Markuspassion von Reinhard Keiser annahm, dessen Werk übrigens von Bach selbst hochgeschätzt wurde. Mit seinem Vokalensemble "tonus" und dem Collegium graecense (auf Originalinstrumenten) unter Eva Lenger bot Bolterauer eine vorbildliche Interpretation der Leidensgeschichte Jesu: unprätentiös, aber verinnerlicht, gefühlvoll, aber ohne Pathos. Der bewährte Chor stellte mit Peter Gollner gar den Petrus/Pilatus-Solisten und das Instrumentalensemble musizierte mit wunderbarer Leichtigkeit und Innigkeit. Martin Summer war ein würdiger Jesus, Andrejus Kalinovas als Evangelist ein guter Erzähler. Die Arien der Altistin Maria Suntinger mit Cellist Wolfgang Rieger und der Sopranistin Birgit Stöckler mit Oboistin Elisabeth Baumer waren - ganz passend zum Text - herzergreifende Dialoge. EVA SCHULZ