Die Zeiten, in denen man sich gelegentlich eine Pizza bestellte, die dann direkt aus dem Lokal per Auto durch die Stadt kutschiert und an der Tür bar bezahlt wurde, sind längst vorbei: Längst zählen Fahrradkuriere mit bunten Rucksäcken in wechselnden Farben zum Stadtbild. Zu Orange (Lieferando), Pink (Foodora) und Grün (Velofood) ist nun auch Blau (Wolt) dazugekommen. „Und wir sind gekommen, um zu bleiben“, macht Joscha Domdey, General Manager für Österreich im Kleine-Zeitung-Interview eine Ansage. Das finnische Unternehmen, das mittlerweile zum US-Konzern Doordash gehört, ist 2023 in Wien gestartet, Graz ist die zweite Stadt in Österreich. Man sei hier, im umkämpften Markt der zweitgrößten Stadt Österreichs, sehr positiv aufgenommen worden. „Wir haben aber auch viel Energie hier hineingesteckt“, so Domdey. Mehr als 200 Restaurant- und Einzelhandelspartner sind dabei, ebenso viele „Zustellpartner“, wie man die freien Dienstnehmer nennt. Wie andere Anbieter setzt man neben Restaurants auch auf den Handel, hier kann man sich etwa auch Kosmetikprodukte von Lush, Wein aus der Taverneta Enoteca oder Torten aus Kristinas Meisterkonditorei direkt an die Wohnungstüre kommen lassen.

In Österreich will Wolt – die dank besonderem Fokus auf Technologie und Logistik den Anspruch haben, schneller als andere liefern zu können – auf jeden Fall noch kräftig ausbauen, schon in Kürze startet man in Salzburg. Wie in Slowenien schon üblich, arbeitet man auch hierzulande daran, Supermarktware von Spar ausliefern zu können. Und: Mit Wolt Drive gibt es ein neues Service für Partner aus dem Handel: „Bei Sacher kann man sich etwa eine Torte online kaufen und bei der Lieferung uns als Zustellservice auswählen“, erklärt Domdey.

Grazer Platzhirsch sieht Konkurrenz gelassen

Beim Grazer Platzhirsch Velofood sieht man die Pläne der neuen Konkurrenz gelassen. „Wir heben uns ja stark ab von den anderen investorengetriebenen Anbietern“, sagt Jonathan Stallegger. Dazu würde man auf Fahrräder und Muskelkraft setzen, biologisch abbaubare Verpackungen und ein eigenes Mehrwegsystem – vor allem letzteres unterscheidet das Grazer Unternehmen von den anderen Anbietern, für die Verpackungen, die man wieder zurückgeben kann, arbeitet man mit dem Umweltamt zusammen, es ist dafür keine Registrierung und eigene App wie bei anderen Systemen notwendig. Während die Konkurrenz, hinter der multinationale Konzerne stehen (siehe auch Factbox), ständig um Expansion bemüht ist, geht Stallegger einen anderen Weg: „Wir wollen bewusst ein Unternehmen von Grazern für Grazer sein.“ Dieser Weg würde durchaus belohnt: „Unsere Kunden sind sehr treu, und wir spüren es praktisch gar nicht, dass ein neuer Anbieter in Graz am Markt ist.“